Wir besuchen den größten See der gesamten Balkanhalbinsel: Der Skutarisee (auch Shkodrasee oder Skadarsee) erstreckt sich zu 2/3 in Montenegro und zu 1/3 im Nachbarland Albanien. Auf dem Weg von Podgorica nach Ulcinj sind wir schon auf der 25 Kilometer langen Panoramastraße durch die Berge unterwegs gewesen, sind immer entlang des Sees gefahren und haben tolle Aussichten genossen.

Die Serpentinenstraße ist einspurig und es kommen uns dankenswerter Weise nur wenige Autos entgegen, hier ist das Ausweichen nicht so einfach. Wir haben einen wunderschönen Blick auf die Flussschlinge vom Pavlova Strana Aussichtspunkt und sind von der traumhaften Naturkulisse begeistert. Der Ausblick auf den Rijeka Crnojevica Fluss sieht aus wie ein Postkartenmotiv. Die Seerosen-Teppiche überziehen das Wasser und wachsen den Fluss hier in unterschiedlichen Grünfarben zu. Die Landschaft rundherum ist geprägt von zahlreichen Hügeln und der Bergkulisse des Rumija Gebirges und ist sehr eindrucksvoll.

Auf der Straße taucht auf der rechten Seite ein süßes Café auf, das kleine Macalov Brijeg. Wir nehmen an einem Tischchen auf der Seite zum Fluss Platz und bestellen uns nur selbstgemachte Produkte (3 unterschiedliche Käse, Oliven, kleine Donuts mit Feigen- und Quittenmarmelade) und kalte Erfrischungsgetränke (Granatapfelsaft) und genießen zusätzlich noch Blick auf das Seerosenmeer.

Wir haben uns im Weingut Cermeniza eingebucht und das war nicht mal so einfach. Über mehrere Tage war Amore mit dem Besitzer Nemanja im Gespräch, dass wir ein Apartment bekommen, online konnte man es nicht buchen und es war immer ausgebucht. Schließlich können wir tatsächlich 2 Nächte hier bleiben und stellen schon kurz nach der Ankunft fest, hier wollen wir eigentlich noch länger bleiben, aber keine Chance, schon wieder alles ausgebucht.

Das Weingut ist ein kleiner Familienbetrieb und die 9 kleinen Apartmenthäuser schmiegen sich alle an den Berg. Jedes Apartment besitzt einen eigenen Jacuzzi und die Einrichtung ist echt hochwertig und liebevoll eingerichtet. Wir werden herzlichst empfangen und bekommen das Häuschen ganz am Rande und unterhalb des Berges mit einem tollen Blick auf die Hügel und in der Ferne auf dem Skutarisee. Eine Idylle, viel Ruhe, nur Vögelgezwitscher!

Nach einem Bad im angenehm temperierten Swimmingpool mit ebenso tollen Blick, nutzen wir gleich mal den Jacuzzi und die Kids haben ihren Spaß mit den ganzen Bubbles. Abends fahren wir ins nahe Virpazar, dort gehen auch die Bootstouren los, und essen auf einem Boot leckeren Fisch (Karpfen & Forelle) mit Blick auf den See verbreitet begleitet von einem Froschkonzert.
Am nächsten Morgen klingelt ausnahmsweise mal der Wecker bei uns, wir wollen früh los, um eine Bootstour auf dem Skadarsee zu machen. Leider hat die Kleinste heute Nacht hohes Fieber bekommen und wir entscheiden uns, dass Amore mit der Kleinen daheim bleibt, damit sie sich im Bett ausruhen kann. Bambina1 und ich starten daher unsere Tour alleine.
Im Hafen von Virpazar warten ein Guide und ein Kapitän auf uns beide, wir hatten uns nämlich ein eigenes Schiff gechartert. Mit reduzierter Mannschaft starten wir zu viert in See: 1 Kapitän. 1 Matrose und zwei Hilfsmatrosen. Heute wollen wir den See, der ein wichtiger Nist- und Rastplatz für zahlreiche Zugvögel wie Pelikane, Reiher, Kormorane und viele andere Arten ist, besuchen. Im flachen Wasser und im weitläufigen Sumpfgebiet zwischen dem dichten Wuchs der Uferpflanzen und der Seerosen sind hier die idealen Bedingungen.

Wir lernen schnell, dass der See starke Pegelschwankungen über das Jahr hat und im Durchschnitt die Wassertiefe bei 5-9 Metern liegt und an der tiefsten Stelle 40 Meter. Über einen Kanal fahren wir von der Ablegestelle entlang von Schilffeldern und Weidenreihen auf den See und blicken dann auf ein Meer von Seerosen, die im Frühling und Sommer blühen. Die weiße Lilie ist nicht geschützt und daher reichlich vertreten, die gelbe Lilie hingegen schon und die finden wir auch seither und nur in manchen Gebieten.

Unser Kapitän hat uns Schinken, Käse, Marmelade und Donuts mitgebracht, alles von seiner Frau selbstgemacht und am frühen Morgen steht schon selbstgebrannter Rakija (Obstbrand) und gekelterter Rotwein bereit. Unsere private Bootstour dauert 3,5 Stunden, mit unserem kleinen Boot fahren wir über den See und durch die befahrbaren, flussartigen Wege. Dabei beobachten wir Frösche, Fische, Vögel wie Kormorane, Wasserläufer, Haubentaucher und 3 Pelikane und eine Wasserschlange. Eine malerische Landschaft und erstaunliche Ruhe. Diese Landschaft könnte auch irgendwo in Asien oder am Amazonas liegen.

Die Ruinen, der im 18. Jahrhundert erbauten Festung Lesendro, lassen wir rechts liegen und erblicken auf einem Holzstamm einen Kormoran wie er gerade seine ausgebreiteten Flügel von Wind und Sonne wieder trocknen lässt, weil nach den Tauchgängen sein Gefieder sich mit Wasser vollgesogen hat. Der Kapitän stoppt und unser Guide pflückt 3 Seerosen, aus einer wird eine tolle Kette für Bambina1 gebastelt und ich bekomme einen PeterPan Hut aus Seerosenblätter. Die anderen beiden Seerosen sind für die Daheimgebliebenen.

Wir kommen mit dem Boot am Fuße des Odrin-Hügels an, auf dem sich das mittelalterliche Kloster Kom befindet. Das im sumpfigen Nordwesten des Skadar-Sees gelegene Kloster (1415) hat die Zeit überdauert und verfügt über die am besten erhaltenen Fresken der Region. Wir klettern die vielen Stufen hoch und haben einen schönen Blick auf das gut erhaltene Kloster und natürlich den See. Heute wohnt hier noch ein serbisch-orthodoxer Mönch und wir verstehen, hier kann man sich gut zurückziehen, eine wahre Oase der Ruhe inmitten beeindruckender Landschaften.

Wir sind übrigens die einzigen Besucher, vor uns legte gerade ein Boot mit zwei Besuchern ab, und auch auf dem See kommen uns nur 2-3 kleine Ausflugsboote entgegen, mal abgesehen von einsamen Fischen, das frühe Aufstehen hat sich also gelohnt. Das merken wir auch als wir wieder in den Hafen zurückkehren, jetzt wimmelt es hier von Touristen und auch größere Boote sind unterwegs, von Einsamkeit keine Ruhe mehr.

Die haben wir als wir zurück zum Weingut kommen, Bambina2 fiebert leider immer noch, sie bleibt im Zimmer, bekommt Wadenwickel und darf das Satellitenfernsehen nutzen und freut sich über den KiKa Kanal. Wir liegen in der Sonne, hören den Vögeln zu, lesen, gehen in den Pool und ins Jacuzzi uns holen ein wenig Schlaf nach. Die abends geplante Weinprobe sagen wir ab, wir bringen die Kids früh ins Bett und zocken zu zweit noch eine Runde 7Wonders.