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Endstation Dalmatien: Mit dem Nachtzug von Wien nach Split  

Freitag morgen 8:30 Uhr, wir sind schon eine halbes Stunde hinter Zeitplan, schließe ich die Wohnungstür ab, verstaue die letzte Reisetasche im Auto und wir nehmen ein schnelles Frühstück bei Rita ein. Gestärkt mit Cappuccino und Croissants nehmen wir um 8:45 Uhr die A8 Richtung Wien.

Strafzettel

Die österreichische Hauptstadt ist heute nicht unser finales Ziel, sondern eher der Startpunkt für die Fahrt mit dem Nachtzug nach Split. Die österreichische Bahn ÖBB hat in Kooperation mit der Slowakischen Bahn den Nightjet im Programm, wo wir sogar unser Auto mitnehmen können.

Wien erreichen wir gut in der Zeit, mussten nur 1h hinter einem Schwertransporter mit Windrädern herjuckeln, war dann aber zwei mal gut fürs Klima. Amore hatte uns einen kleinen Heurigen rausgesucht und zum Mittag gab es Kinderschnitzel und für uns Cordon Bleu. Ärgerlich, dass uns die gute Stunde Pause gleich 36 Euro mehr kostete, weil wir kein Parkticket hatten – hatten aber auch nirgendwo einen Automaten gesehen.

Bereits im Voraus hatten wir uns online drei Tickets für den Schlafwagen und Platz auf dem Autodeck des Zuges reserviert und eingeplant laut Fahrplan 16 Stunden unterwegs zu sein.

Bei der Autoverladestation am Hauptbahnhof Wien füllt sich der Zug ein wenig, vielleicht sieben Autos stehen hier, aber Unmengen Motorräder. Die Achsen der Autos werden gewogen und ohne das Ticket vorzuzeigen darf ich schon oben auf dem Deck den Audi Q3 parken, welches umgehend von den Bahnmitarbeitern fixiert wird.

ÖBB Lounge

Wir könnten eigentlich hier warten bis der Zug aus Bratislava ankommt und unser Auto-Waggon angehängt wird, wir entscheiden uns stattdessen mit der Straßenbahn drei Stationen zum Hauptbahnhof zu fahren und mit unserem Ticket die ÖBB Lounge zu besuchen, schließlich haben wir noch 90min bis die Reise losgeht. Freundlich werden wir in der Lounge empfangen und nehmen einen Aperitivo ein und Kind1 freut sich über Mohnschnecken.

Auf Gleis 5 fährt dann kurz vor 18 Uhr der Nightjet EN 1153 ein und wir beziehen unseren heutigen Übernachtungsplatz, einen an die 1980er-Jahre erinnernden Schlafwagen, freundlich werden wir vom Steward empfangen mit Welcome Package, warmen Sekt, Wasser und Snacks versorgt.

Die Fläschchen lauwarmer Sekt trüben die Freude auf den Beginn des Urlaub aber nicht. Die Stimmung an Bord ist angenehm entspannt. Amore erklärt den Mädels nochmal die Verlade Prozedur. Im Abendlicht zieht die Wiener Neustadt am Zugfenster vorbei und die Dunkelheit der Nacht setzt ein. Wenn es wieder hell wird, sind wir schon in Kroatien und es wartet der Süden. Das Meer.

Ständig werden die Lokomotiven und Lokführer getauscht, in Summe dreimal. An der Grenze zu Slowenien das erste Mal, dann ein neuerlicher Loktausch im Grenzbahnhof Dobova, wo auch die Grenzkontrolle nachts um 0:30 stattfindet. Kroatien ist kein Mitgliedstaat im Schengener Abkommen. Daher gibt es an der slowenisch-kroatischen Grenze strenge Passkontrollen für alle Reisenden – auch für Kinder. 4-5 Polizisten stehen vor der Tür, freundlich ist anders. Jede Person im Pass wird angeschaut, die Fotos im Pass und unsere schlafenden Kinder abzugleichen halte ich für kaum möglich, aber gut. Große Verwirrung noch weil der Grenzwächter nur drei Pässe in der Hand hat, den Pass von Kind2 hatte er einfach fallen lassen. 😉

Weiter gehts Richtung Zagreb, die Gleiskörper sind hier sehr desolat und man spürt gleich den Unterschied zu Österreich, es wackelt und ruckelt und ich kann nicht mehr einschlafen. Wir benötigen mehr als 45 Minuten für die rund zwanzig Kilometer nach Zagreb, denn Kroatien hat eines der schlechtesten Bahnsysteme in der Europäischen Union. In Karlovac wird in dieser Nacht die dritte Lok getauscht und bis Split treibt Diesel nun den Zug an. Die ganze Reise ist sehr entschleunigend, der Zug schlängelt sich durch die Berge und Hügel, hält regelmäßig an und bewegt sich in Schleichfahrt weiter.

Im spartanisch eingerichteten, nur mäßig komfortablen Schlafwagen schlafen wir zu viert aber dennoch gut und um 7.15 sind die Kids dann wach und wir frühstücken gemeinsam. Das Frühstück ist ok, heißer Kaffee ist vorhanden, gewinnt aber keinen Preis.

Die nächsten drei Stunden malen die Kids, wir genießen die Landschaft und sind gespannt wann wir endlich das Meer sehen. Rund 20 Kilometer vor Split ist es dann soweit, wir sind noch 400m hoch.

Die letzte Etappe führt somit in steilem Gefälle vom dinarischen Gebirge hinunter ans Meer und während der Nachtzug mit seiner rustikalen Diesellok langsam die Kurven bewältigt, geniessen wir die ersten Blicke auf Split und die Adriaküste aus dem Fenster. Mit 30 Minuten Verspätung werden wir mit viel Sonnenschein in Split begrüßt.

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