Europa, Montenegro
Schreibe einen Kommentar

Lovćen Nationalpark

Morgens schwimmen wir noch im Meer bei 29 Grad, nachmittags sind wir schon über den Wolken und holen den Pulli raus, es sind 10 grad weniger. Wir besuchen nämlich zwei Nächte den Lovćen Nationalpark.

Aber der Reihe nach: vor dem Frühstück zahle ich am Jaz Beach unsere Rechnung und bin überrascht, Checkout ist schon um 10 Uhr und es ist 09:41. Die strenge Rezeptionistin kann ich überreden, dass wir eine halbe Stunde Karenz bekommen, so können wir noch was frühstücken und danach packen. Das Gepäck ist im Auto verstaut, wir bleiben aber heimlich noch am Strand auf unseren Liegen, genießen die Sonne und das Meer und planen die nächsten Aufenthalte.

Gegen Mittag kommen wir dann los, wir erwerben noch ein paar Kirschen sowie Aprikosen und machen uns Richtung Kotor auf. Kurz bevor wir die Stadt erreichen, biegen wir aber scharf rechts ab und folgen der berühmten Serpentinenstraße von Kotor. Die „Hauptstraße“ R1 nach Njeguši ist nur anderthalbspurig und bei Gegenverkehr muss man mit viel Gefühl aneinander vorbeirangieren. Spaßig, wenn ein Bus um die Ecke kommt, aber es gibt einige Ausweichstellen. Respekt haben wir vor den paar Radfahrern, die hier die Serpentinen hoch strampeln. 

Die Serpentinen

Als wir die Serpentinen erklimmen, kommen uns unzählige Teilnehmer der Squadrally entgegen, einer Tour von Kopenhagen quer durch Europa mit dem Ziel Dubrovnik. Die HighPerformance Cars von Lamborghini, TT, 911er oder AMGs röhren schon von weiten und immer wieder kommen uns weitere Teilnehmer entgegen.

Squadball Rally

Die Serpentinenstrecke ist wirklich einmalig schön und bietet immer neue Aussichten runter auf die Bucht von Kotor. Der schwierigste Abschnitt mit 16 Kurven ist 8,3 km lang und heißt nur Kotor Serpentine. In Summe sind es 32 Serpentinen und es geht auf knapp 1.000 Höhenmeter rauf. Vor allem die Wolkenbildung kann man super beobachten, die warme Luft steigt schnell auf und kühlt ab und die Wolken ziehen hoch. Heute fahren wir ständig durch die Wolken!

Über den Wolken

Wir steigen aus und blicken im Vordergrund gut auf die eigentliche Bucht von Kotor und im Hintergrund auf die Bucht von Tivat. Dazwischen liegt der Berg Sveti Ilija mit 766 Höhenmetern. Das Lovćen-Gebirge, das sich direkt vor dem Meer aus der Küstenlandschaft erhebt und das zu den Dinarischen Alpen gehört, ist unser nächstes Ziel.

Etno Selo Sveti Georgije

Wir haben uns in einem Ethnodorf (Etno Selo) Sveti Georgije in Njeguši eingebucht, im Prinzip sollten in solchen Dörfern traditionelle Kultur vermittelt werden, unseres ist ein wenig moderner und hat einen riesigen Spielplatz mit Hüpfburg sowie einen kleinen Zoo. Den Kids gefällts. Da wir Gäste sind kriegen wir die Wildcard für den Spielplatz und brauchen nicht die 1,50€ zahlen, die Tagesgäste entrichten müssen.

Blick auf Njeguši

Der Ort Njeguši ist bekannt und berühmt für seine geräucherten Schinken, hier gibt es viele Räucherkammern und das Klima ist perfekt zum reifen. Viele Restaurants in Montenegro haben „Njeguški pršut” auf der Vorspeisenkarte: ein sehr streng und lang geräucherter Schinken. Dazu gibt es noch den „Njeguški sir“, einen kräftigen Käse, wie Pecorino. Beides ganz lecker, zum Frühstück konnten wir das genießen, aber uns gefallen die Varianten in Italien deutlich besser.

Blick aufs Mausoleum (oben rechts)

Wir wollen heute noch etwas erkunden und fahren in die Berge in den Nationalpark Lovćen. Drei Euro Eintritt pro Erwachsenen werden fällig und wir folgen der Passstraße Richtung zweithöchsten Gipfel des Lovćen-Nationalparks dem Jezerski Vrh.

Sehr agil

Hier oben auf 1.655m befindet sich das Mausoleum von Fürstbischof Petar II., den die Montenegriner hoch verehren. Er wurde auch als Dichterfürst oder Njegoš bekannt, wuchs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Dorf Njeguši (wo wir übernachten) auf und hat sich hier ein schönes Plätzchen für seine ewige Ruhe ausgewählt. Erst war es eine bescheidene Kapelle, die wurde dann im Krieg zerstört und in den 70er Jahren wurde dann Bau des „sozialistischen Realismus” drumherum gebaut. 

Treppe in den Berg

Bambina2 ist gerade eingeschlafen als wir beim Parkplatz ankommen, also wage ich mit Bambina1 den Aufstieg zum Mausoleum. Die Sonne scheint zwar, doch rundherum steigen immer mehr Wolken herauf, werden wir eine gute Sicht haben? Wenn wir schon mal hier sind, packen wir die vielen Treppenstufen an. Nach dreißig Stufen mündet die Treppe in einen Tunnel, wir zahlen 1x 8€ Eintritt und nun müssen wir in Summe 461 Stufen zum wohl höchsten Grabtempel der Welt steigen. 

Mitten im Mausoleum

Bambina1 ist auf Entdeckertour und immer 6-7 Stufen voraus und stachelt mich an. Der Tunnel nimmt eine leichte Kurve und ein Ende ist erstmal nicht in Sicht. Dafür gibt es linker Hand kleine Gänge aus denen man schauen kann. Oben angekommen werden wir trotz Wolken und diesigen Wetters mit einem spektakulären Blick über Montenegro belohnt. Auf der einen Seite das Meer, was man schwach erkennt und dann natürlich die Bucht von Kotor. Eigentlich sollte ein Blick über den Skadar-See bis nach Albanien oder gar Podgorica möglich sein, das ist aber heute nicht ganz drinne. Den Gipfel des Berges Štirovnik, mit 1.749 Metern der höchste Punkt des Lovćen Nationalparks, können wir aber gut erkennen, ganz oben thront ein Sendemast.

Blick auf die Berge und hinten links der Skadarsee-See

Wir besuchen das Mausoleum und die Crypta im Inneren, es ist richtig kalt hier mitten im Berg, und beobachten am Aussichtspunkt die schöne Landschaft. Zurück am Auto wecken wir die Kleinste und gehen zusammen zum kleinen Restaurant am Fuße des Mausoleums und wir trinken eine Kleinigkeit, während die Kids über eine Schokotorte herfallen.

Blick auf die Aussichtsplattform

Auf dem Rückweg haben wir dann Glück, das Wetter hat sich nochmal verbessert, die Wolken ziehen weg und wir haben eben tollen Blick auf die Bucht von Kotor, die wir in den nächsten Tagen besuchen wollen.

Am nächsten Morgen begrüßt uns blauer Himmel und wir starten erneut in den Nationalpark, eigentlich wollten wir ein wenig wandern, aber anscheinend sind die Wege nach dem langen Winter noch nicht so präpariert und wir besuchen daher einen 2ha großen Kletterpark. Morgens um 11 Uhr sind wir die einzigen Gäste. 

Hochkonzentriert

Mitten im dichten Buchenwald sind viele Abenteuerpfade errichtet für alle Altersstufen. Die Kids starten auf dem Koala Pfad mit 14 Hindernissen auf einer Höhe von 1,5 Metern und steigern sich dann immer mehr, die Hindernisse werden höher, länger und schwieriger.

Schritt für Schritt

Beide Mädels meistern die Parkoure bravourös und Bambina2 mit unter 5 Jahren für ihr Alter sehr präzise und akkurat. Bambina1 will immer waghalsiger hinauf. Amore reizt es dann auch und sie klettert weit hoch in die Baumwipfel und meistert alle verfügbaren Schwierigkeitsgrade. Ganze 3,5 Stunden bleiben wir im Park, es kommen zwar später noch mehr Gäste, aber wir genießen die Ruhe mit dem Vogelzwitschern und das Waldbaden sehr, auch wenn es zwischendurch immer mal kurz tröpfelt, das Wetter ändert sich hier stündlich.

Amore in den Baumwipfeln

Achja die ehemalige Hauptstadt Cetinje besuchen wir dann abends auch noch. Aber ungeplant, wir fahren in die 25 min entfernt liegende Stadt, da Bambina1 über starke Ohrenschmerzen klagt und wir im örtlichen Krankenhaus „Dom zdravlja Cetinje“ das kurz abchecken lassen wollen, 5 min Wartezeit und dann wird sie schon untersucht, eine freundliche Schwester übersetzt auf Englisch. Dann schnell Entwarnung, keine Mittelohrentzündung, Ibuprofen reicht aus und am nächsten Tag ist wieder alles gut. Bezahlen brauchen wir nix, toller Service.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..