Wir passieren die Grenze von Albanien nach Montenegro ganz im Süden bei Hani i Hotit – Bozhaj. Die Grenzbeamten sind sehr freundlich, vor allem auf der Seite von Montenegro und erlauben uns ausnahmsweise ihre Toilette zu benutzen für die Bambina2, die dringend Pipi muss.
Ich frage den Grenzbeamten, ob er weiß, wo ich noch unsere restlichen LEK loswerden kann und sein neben ihm sitzender Kumpel in Zivil will gleich mal sehen wieviel wir dabei haben, worauf der erste Beamte laute Flüche ausstößt, weil ja alles mit Kamera überwacht wird und das hier nicht der passendste Ort wäre, um Geldwechsel zu betreiben. Hat er recht, also gehen wir ein paar Meter zur Seite und ich tausche meine LEK in Euro. Nicht zum besten Kurs, aber das Thema wäre dann erledigt.
Der erste Eindruck von Montenegro ist irgendwie „europäischer“ als Albanien, weniger kaputte Straßen, weniger wild, weniger fremd, weniger Müll, weniger Tiere auf den Straßen, weniger Mercedes, weniger nicht fertiggestellte Rohbauten und alles ist irgendwie grüner.
Wir fahren heute nach Podgorica, was soviel wie „am Fuß des Hügels“ heißt und bis vor Kurzem wusste ich nicht einmal, dass das die Hauptstadt von Montenegro ist. Ich hatte zwar Erdkunde Leistungskurs, aber Montenegro wurde ja viel später gegründet und war nie Teil des Lehrstoffes.
Montenegro ist mit gerade mal 650.000 Einwohnern ein sehr kleines Land und wie gesagt auch ein sehr junges Land. Es wurde am 3. Juni 2006 unabhängig; zuvor hatte es ab 1920 zu Jugoslawien gehört, liegt an der Adria und grenzt an Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Albanien und den Kosovo. Obwohl Montenegro nur EU -Beitrittskandidat ist, gibt es hier schon den Euro als offizielles Zahlungsmittel und nicht wie ich dachte den montenegrischen Dinar. Funfact: von 2000 bis 2002 war sogar die Deutsche Mark mal die Landeswährung.
Wir holen uns im Einkaufszentrum bei der Deutschen Telekom erstmal eine Simkarte, 1 Terrabyte gibt es pro Monat für nen Zwanni, 500 GB für 10€, verrückt. Wir checken im Hilton ein, Amore braucht nach der Fahrzeugpanne ein beruhigendes Ambiente und der Spa Bereich lädt dazu ein. Wir werden herzlichst empfangen.

Am nächsten Morgen fahre ich in der Früh zur Audi Werkstatt und als ich zurück komme, schläft tatsächlich noch ein Teil der Mädels in den kuscheligen Betten. Nun genießen wir gemeinsam erstmal in der Sonne ein super Frühstück.

Bevor wir die montenegrinische Hauptstadt entdecken nutzen wir den Spa-Bereich und die Kids freuen sich auf Schwimmbad und Whirlpool und wir auf Massage und Sauna. Irgendwie klangen die einschlägigen Reisebeschreibungen über Podgorica eher langweilig und der Reiz die Stadt zu erkunden ist noch nicht so groß.

Unser Hotel liegt mitten in der Stadt und wir starten nachmittags unsere kleine Entdeckungstour. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zum Großteil zerstört und der Wiederaufbau nach dem Krieg dauerte. Die heutige Architektur ist ein bunter Mix aus Kommunismus, Brutalismus und sozialistischer Moderne. Es gibt viele zur Zeit des sozialistischen Jugoslawiens erbaute große Wohnblöcke und es dauerte bis in die späten 1990er-Jahre bis erste moderne Gebäude in Podgorica errichtet wurden.

Wir schlendern entlang der Straße Njegoševa, an der die meisten Bars und Kneipen liegen zum Fluss Morača, an dessen Ufer man seine Füße und Beine gut abkühlen könnte. Von der Blažo Jovanović Brücke blicken wir rüber zur Millennium Brücke, die erst 2015 eröffnet wurde sowie sehr modern ist und über die wir den Rückweg antreten.

Die Stadt wirkt sehr sauber, unaufgeregt, aber sympathisch. Wir spazieren durch die Stadt und ständig wechselt die Szene: vom riesigen, aber schmucklosen Republikplatz geht es zu kahlen Betonklötzen, kleinen Häusern, verglasten Hochhäusern bis zum ältesten Stadtteil Stara Varoš, der von den Osmanen geprägt wurde.


Die vielen Bars und Restaurants laden herzlich ein und wir freuen uns auf ein Abendessen bevor es frischgestärkt mit unserem Spaziergang weitergeht.


Die Kids freuen sich über ein Eis, wir schauen uns den alten Uhrenturm an und betreten schließlich die kleinen Gassen der Altstadt Stara Varoš, hier hat man das Gefühl man ist direkt in einer anderen Welt unterwegs, weit weg vom Trubel der “Großstadt” und um ein paar Jahre zurückversetzt. Und das alles ohne große Entfernungen.

Eine völlig andere Seite der Stadt zeigt sich bei der Skaline, hier in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum und genau gegenüber vom Hotel liegt ein kleines Naturparadies. Hier treffen nämlich die Flüsse Ribnica und Morača aufeinander, deren Flussbett sich schon tief in die Erde gegeben hat und in der Stadt wie ein kleiner Canyon wirkt.

Die Osmanen bauten hier einst eine beeindruckende Festung und noch heute gibt es Überreste davon zu sehen. Zwischen den Flüssen liegen zahlreiche Wege, viele Treppenstufen, alte Mauern, Plattformen, verwinkelte Wege und die alte Brücke über die Ribnica zwischen üppigem Grün und dem Rauschen des Wassers. Man kann sich gut vorstellen wie hier in den heißen Sommermonaten an den Ufern gerne gebadet und gefeiert wird.

Wir verlassen diese Idylle und nehmen in der Rooftop Bar noch einen Drink zu uns, zocken einige Runden UNO und genießen die Aussicht auf die Stadt und dem Sternenhimmel.
