Jetzt wird es kulinarisch, wir lernen heute die Kunst der Pasta Herstellung. Nonna Irma, 75 Jahre alt, bringt uns bei wie die Orecchiette hergestellt werden.
Die Orecchiette sind eine Pasta-Art, die hier aus der Region stammt und ausschaut wie ein Öhrchen. Man nennt sie daher auch Orecchiette pugliesi. Sie sind eigentlich das Symbol der Stadt Bari, werden jedoch in allen Teilen Apuliens verzehrt und sind wie ein Nationalgericht. Die Orecchiette werden aus semola di grano duro (Hartweizengrieß) hergestellt und sind hutförmig, 2 bis 3 Zentimeter im Durchmesser und haben einen verdickten umlaufenden Rand und eine leicht gerunzelte Oberfläche.
Ganz geduldig erklärt uns Nonna Ida, wie der Teig gemixt wird und welche Konsistenz dieser haben muss. Dann wird es kompliziert, nur mit einem Messer erhält die Pasta ihre Form. Die Nonna produziert in atemberaubender Geschwindigkeit die Orecchiette, während wir uns langsam mit der Technik vertraut machen.
Abendessen
Letztendlich ist der Teig verarbeitet, die Pasta gekocht und mit leckeren Sugo (Tomatensauce) sowie allerlei Leckereien wie Oliven in unterschiedlichen Variationen genießen wir ein wunderbares Abendessen. Danke Nonna Ida.
Wir werden bei unserem Besuch in Salento nicht alles besuchen können, dafür kommen wir einfach zu langsam voran, Autobahnen gibt es hier unten nicht mehr und die Landstrassen sind tempobeschränkt.
Lecce
Selbstverständlich steht die Hauptstadt Lecce auch auf unserem Programm, wir spazieren durch die süsse barocke Altstadt, die auch „Florenz des Rokoko“ oder „Florenz des Südens“ genannt wird. Im Umland von Lecce wird ein weicher Tuffstein abgebaut, der die rasche Ausbreitung des Lecceser Barocks ermöglichte, dessen zahlreiche Bauwerke in der Stadtmitte zu bewundern sind. Wir geniessen apulische Spezialisten und einen Aperitivo mitten in den Gassen als neben uns eine Prozession vorbeizieht.
Das nächste Highlight wird Ostuni sein, welches etwa acht Kilometer landeinwärts von der Küste der Adria liegt. Der Ortskern liegt auf drei Hügeln mit Blick auf die Olivenhaine vor der Adriaküste auf einer durchschnittlichen Höhe von 223 Metern.
OstuniEnge Gassen
Wir wandeln durch die hervorragend erhaltene Altstadt mit ihrem Gewirr von Gassen und Stiegen zwischen den typischen weiß gekalkten Häusern und nehmen in einem kleinen Restaurant auf einer langen Treppe Platz für einen Mittagssnack. Herrlich.
Mittagsessen mit Aussicht
Am nächsten Morgen besuchen wir Alberobello, die Stadt, die vor allem durch ihre Kegelbauten (Trulli) berühmt wurde. Trulli sind alte Hirtenhütten aus Stein, die in dieser Gegend gehäuft entstanden sind. Die Stadt besteht fast nur aus Trulli. Darum gehört der Ort heute auch zum UNESCO-Weltkulturerbe, leider ist aber durch den Touristenansturm viel von seinem ursprünglichen Reiz verloren gegangen. In jedem Trulli kann man Souvenirs und ähnlichen Krempel erwerben. Wir sind ein wenig enttäuscht.
Alberobello und die Trulli
In der Abenddämmerung erreichen wir schliesslich Monopoli, die kleine Stadt an der Adria verzaubert uns. Vielleicht liegt es daran, daß Sonntag ist und neben Touristen viele Einheimische unterwegs sind und ein buntes Treiben in den Gassen ist.
Monopoli
Plötzlich stehen wir unverhofft am alten Hafen, eine italienische Band spielt die bekannten Klassiker und die Stimmung ist aufgeheizt.
Der alte Hafen
Amore organisiert uns doch gleich noch ne kostenlose Bootsfahrt und in der einsetzenden Dunkelheit fahren wir durch den Hafen auf die Adria raus. Sehr romantisch.
Die Halbinsel Salento verlassen wir schliesslich, stoppen im Puglia Outlet und übernachten schliesslich in Molfetta, einer kleinen Hafenstadt an der Adria. Hier haben wir uns ein kleines süsses Apartment in der Altstadt gebucht, was leider den Nachteil hat, daß man dort nicht parken kann und ich die Taschen meiner Mädels artig in die Wohnung über die steile Treppen tragen darf.
Nach unserer ganzen Werkstätten-Odyssee wagen wir an einem Samstag nun doch die Reise nach Apulien, mit dem neuen Citroen C4 Picasso haben wir ein Raumschiff, also viel Platz und damit sollte der Trip doch zu machen sein.
Wir wollen es mal gemächlich angehen, das erste Etappenziel liegt nur vier Stunden entfernt und wir wollen mal schauen wie die Kids die Fahrt im neuen Auto mitmachen. Die Große ist seit wenigen Wochen ohne Windel und meldet sich sich immer regelmäßig, wenn Pipi oder Kaka gemacht werden müssen. Auf den ersten 100km halten wir dann auch gleich dreimal an, bis dann auch endlich das Geschäft erfolgreich durchgeführt werden konnte. Madame war wählerisch bei den Autogrill-Toiletten.
In Camerano, nähe von Ancona, beziehen wir eine Masseria, die auf den Bilder im Internet wunderschön ausschaute, was teilweise ja auch stimmte, nichtsdestotrotz lag Ikea am Horizont in Sichtweite. Eher uncool. In Sirolo halten wir abends am Strand dann die Füße in die Adria und trinken unseren ersten Sundowner. So kann es weitergehen.
Die nächste Etappe liegt 4,5h entfernt, heute gehts nach Trani. Je weiter wir gen Süden kommen, um so leerer wird die Autobahn und wir cruisen gut voran. Wir sind angenehm überrascht von der süssen kleinen Hafenstadt Trani, geniessen die Atmosphäre sehr, leider unbefriedigend war lediglich, daß wir die Parkscheibe im Auto nicht gefunden und eingestellt hatten und wir daher 26 Euro Strafe zahlen mussten. Die Parkscheibe haben wir dann später gefunden, die klebte oben an der Windschutzscheibe fest.
Trani
Endlich kommen wir nach Salento, die 100 km lange und 40 km breite Halbinsel im äußersten Südosten Italiens wird oft auch als Absatz des italienischen Stiefels bezeichnet. Hier gehts eher altmodisch und entspannt mediterran zu und fernab vom Massentourismus findet man auf der Halbinsel noch die Ursprünglichkeit des Landes.
Trani
Von der Adria Seite wechseln wir zum Ionischem Meer. Wir haben uns ein Haus in Strandnähe (5min entfernt) für die nächsten 6 Nächte gemietet. Die Auswahl im Internet war riesengroß, Ende September ist die Saison schon vorbei, aber die meisten Häsuer sind entweder noch unbezahlbar oder nicht schön. Uns war besonders wichtig, daß man abends noch auf einer Terrasse sitzen konnte, wenn die Kids im Bett waren.
Wir entscheiden uns für Punta Prosciutto, einen unbebauten Naturstrand, welcher im äußersten Nordwesten der Provinz von Lecce liegt und den Ruf einer der schönsten Strände in Italien hat. Das Meer ist glasklar und sauber, die Landschaft unberührt und wild. Es dauert ein wenig bis wir unser Haus gefunden haben, Chiara begrüßt uns herzlich und zeigt uns unser neues Heim. Ein Haus ohne Nachbarn in zweiter Reihe, an einem nahen See gelegen.
Kurz nach unserer Ankunft besuchen wir den wunderschönen Strand, den wir über die Sanddünen, die von der typischen mediterranen Vegetation des Salento bewachsen sind, erreichen. Bei 30 Grad, Sonne und kristallblauen Wasser, was ganz flach abfällt, kommt endlich Urlaubsstimmung auf.
Kaum sind wir zurück am Haus tauchen schon die ersten Freunde auf, Petra und Alex, waren ganz in der Nähe und machen auf ihren Rückweg gen Norden einen Stopp bei uns. Wir grillen lecker und geniessen bei gutem Wein den Sommerabend in Shorts. Schön, daß wir uns wenigstens hier mal treffen, obwohl wir gar nicht weit auseinander wohnen.
Die nächsten Tage sind mit Strand und Meer belegt. Als dann aber ein kälterer Wind aufkommt und die Temperatur auf frische 23-24 Grad fällt, schauen wir uns Salento ein wenig näher an. Hier am Absatz des italienischen Stiefels zwischen Adria und Ionischem Meer hat sich noch erstaunlich viel Bilderbuchitalien erhalten. Alte Städtchen, entspannte Menschen, gute Weine – und wenig Massentourismus.
Porto Cesareo
Wir besuchen das nahe Porto Cesareo sowie hübsche Nardò und sind am späten Nachmittag zum Sundowner in Gallipoli, einer Felseninsel, die durch eine Brücke mit der auf dem Festland gelegenen Neustadt verbunden ist.
Gallipoli
Je weiter wir Richtung Süden kommen, desto flacher und weiter wird die Landschaft. Kilometerweit fährt man hier durch Olivenhaine, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Gut, daß wir hier nicht mit unserem Golf liegen bleiben. Uralt sind die Olivenbäume im Salento, einige sind über tausend Jahre alt. Ihre Stämme krümmen und winden sich um sich selbst, zeigen die Spuren eines lebenslangen Kampfes gegen Wind und Hitze. Es sind Bäume, vor denen man sich ehrfurchtsvoll verneigen möchte.
Leider wütet hier seit einigen Jahren eine Krankheit, die ganze Bäume verdorren lassen. Xylella fastidiosa, auf Deutsch auch Feuerbakterium genannt, ist das gefährliche Bakterium, welches die Bäume befällt. Die Erreger blockieren den Wasser- und Nährstofftransport in der Pflanze und können einen Olivenbaum innerhalb von achtzehn Monaten abtöten. Sehr traurig, wenn man auf der eine Seite eine intakte Plantage und auf der nächsten Seite abgestorbene Prachtbäume sieht.
Nach einer Woche Familienurlaub in Hafling in Südtirol wollen wir einen kurzen Stop im Veneto machen und die Hochzeit einer lieben Freundin besuchen, bevor wir den Spätsommer in Apulien ausklingen lassen wollen. So der Plan.
Leider spielt unser 11 Jahre alter VW Golf nicht mit. Als wir vom Haflinger Berg runter nach Meran rollen, leuchtet die Motorleuchte auf. Ein Blick ins Handbuch verrät, man möge bitte umgehend die Werkstatt aufsuchen. Über Freunde von uns lassen wir uns eine Werkstatt in der Nähe empfehlen, die wir dann auch zügig aufsuchen. Leider hat man gerade keine Zeit sich der Sache anzunehmen, als wir dann aber Lucianos Namen erwähnen, wird alles stehen und liegen gelassen und uns die volle Aufmerksamkeit gewidmet. Der Name des alten Dottore öffnet alle Türen. „Si claro, siete amici del dottore Luciano? Perfetto, venite!“
1. Werkstatt in Meran
Schnell wird der Diagnose Port ausgelesen und anscheinend läuft die Steuerkette unrund und der Motor meldet das vorsorglich. Der Meister empfiehlt uns die Kette zu wechseln, dafür müsste aber der Motor geöffnet werden und der Aufwand liegt bei 6h, Kosten ca 1.200€.
Na Bingo, der Golf war vor zwei Monaten im Service und hat den TÜV bravorös bestanden, der Meister meinte sogar der Wagen sei im super Zustand. Nun gut, ist dann so. Leider ist die Werkstatt komplett überlastet, die Kurzstrecke auf den Berg zum Beispiel dürfen wir noch fahren, Langstrecke nicht mehr.
Zwei Kids im Auto, da gehen wir mal kein Risiko ein, ich rufe den ADAC Auslandsnotruf an und werde kompetent verbunden und versorgt. Man nimmt den Vorfall auf und sagt man meldet sich in Kürze und ich könnte die Kinder schon mal zurück ins Ferienhaus bringen. Gerade als wir alten Bauernhaus ankommen, meldet sich der italienische ADAC aus Monza, man hat uns eine freie Werkstatt organisiert und wenn ich selber hinfahre, könnte man sich den Schaden noch heute anschauen. Also lass ich den Golf wieder vom Berg nach Meran rollen und in der Werkstatt wird die Erstdiagnose leider bestätigt.
2. Werkstatt in Meran
Die Steuerkette ist ein Bauteil des Nockenwellen-Antriebs von Viertaktmotoren und verbindet die Kurbelwelle mit der Nockenwelle. Diese ist leider bei meinem TSI Motor mit 119.000km schon ausgeleiert und droht zu reißen, was bedeuten würde, dass der ganze Motor hinüber wäre.
Nun gibt es zwei Optionen für die Reparatur: a) die kleine Variante mit dem kleinen Ersatzkit oder b) das große Kit, welches aber nicht lieferbar ist. Preislicher Unterschied 600€. Ich entscheide mich mit Rat des Fachmanns für Variante a. Auch hier ist die Werkstatt stark gebucht, aber da wir ja auf eine Hochzeit wollen/müssen, schiebt man ein paar Aufträge und morgen früh kommt unser Auto dran.
Am nächsten Abend folgt dann der positive Anruf und ich kann mein Autowieder in Empfang nehmen. Diagnose alles richtig gemacht, die Spannung der Kette war schon hinüber und wir haben einem kommenden Motorschaden vorgebeugt. Am nächsten Morgen können wir dann zu viert Richtung Süden aufbrechen.
Allerdings überstehen wir erstmal einen Beinahe-Unfall. Mitten auf einer 50er Ausfallstrasse, biegt eine deutsche AUDI-Fahrerin über die Gegenspur auf meine Spur und fährt mir beinahe in die Seite und setzt sich knapp vor uns. Nur eine Vollbremsung mit ABS-Einsatz bringt uns wenige Zentimeter hinter ihrem A4 zum stehen. Die Fahrerin hatte uns und den Verkehr hinter uns einfach nicht wahrgenommen und war einfach in unsere Spur gefahren, als sie uns bemerkte bremste sie scharf, was nur noch zusätzlich die Situation erschwerte. Wild hupend hat sie uns dann bemerkt und begriffen, in welche Gefahr sie sich und uns mit ihrem Manöver gebracht hat. Amore hat ihr dann mal unter Schock richtig die Meinung gegeigt und sie hat sofort ihren Fahrfehler eingesehen und sich mit Tränen in den Augen mehrmals entschuldigt.
Nach drei Stunden Fahrt, der Motor lief wie geschmiert, erreichen wir das Haus der Schwiegereltern und nach dem alle Taschen und Koffer ausgepackt sind, parke ich noch schnell den Wagen um. Bloß was ist das für nen grosser Ölfleck auf den Steinen, wo ich gerade geparkt hatte -etwa von unserem Golf?
Leider bestätigt sich meine Befürchtung, der Wagen tropft ordentlich und der Ölstand ist auf ein Rekordtief gefallen. Meine Laune ist dahin, nicht schon wieder. Also wieder ADAC angerufen und die netten Damen und Herren nehmen meinen Fall auf und 40min später steht der Abschleppwagen vor der Tür. Ich hab jetzt keinen Bock mehr den Wagen einen Meter zu bewegen. Leider kriegen wir abends keine Diagnose mehr und werden dann am nächsten Tag während der wunderschönen Hochzeitsfeier einer lieben Freundin über den Schaden informiert.
Abschlepper mit unserem Golf
Meine Vermutung, dass die erste Werkstatt geschlampt hat und den Wagen nicht richtig zusammen gebaut hat, bestätigt sich nicht. Stattdessen muss wohl „zufällig“ ein Schlauch gerissen sein, aus dem dann Öl austrat, der wiederum andere Bauteile im Motor in Mitleidenschaft gezogen hat, die auch ausgetauscht werden mussten, wie z.B. der Kühler. Super nochmal 900€ weg, dafür ist der Wagen am Dienstag morgen wieder fit. Für die Zeit dazwischen organisiert uns der ADAC kostenfrei einen Fiat 500x, wir bleiben mobil und haben daher viel Zeit um mit den lieben Freunden aus Neuseeland, die gerade im Lande sind, die Zeit zu vertreiben.
Fiat 500x
Am Dienstag holen Amore und ich dann unser Auto in Mestre ab und geben den Mietwagen zurück. Leider müssen wir kurz drauf feststellen, dass jetzt die Klimaanlage nicht mehr geht. Ich bekomme die Krise, es kann doch nicht sein, dass nach jedem Werkstattbesuch irgendwas anders nicht mehr funktioniert.
Am Mittwoch in aller Frühe stattet Amore der Werkstatt einen erneuten Besuch ab. Diagnose: anscheinend war ein Kontakt beim Zusammenbauen nicht richtig zusammengesteckt und hatte einen Wackler, Problem behoben. Blöd nur dass wir bei 16 Grad Aussentemperatur keine großen Tests machen können, unsere AC schafft leider nur 16 Grad. Wir vertrauen mal drauf, dass alles funktioniert und bereiten uns drauf vor, dass wir morgen früh Richtung Apulien starten. Hotel haben wir schon mal reserviert.
Am Donnerstag morgen packen wir das Auto, die Kids steigen ein und wir starten endlich unsere Reise. Wir kommen genau einen Kilometer weit. Auf der Höhe des Friedhofs am Ortsausgang blinkt plötzlich die Motorleuchte wieder auf, wir können es kaum glauben. „Verstehen Sie Spaß“ kann es ja nicht sein.
Also drehen wir wieder um und kehren zum Startpunkt zurück, sehr deprimierend. Der italienische ADAC kennt mich schon und die können es kaum glauben, dass wir schon wieder Probleme haben. Ich erkläre unsere Geschichte lang und breit und der ADAC hilft uns erneut problemlos.
Mal wieder abschleppen lassen…
Der bekannte Abschlepper kommt wieder vorbei und wir warten geduldig auf die Diagnose, zwischenzeitlich macht der ADAC der Werkstatt deutlich, dass bitte mit Prio das Problem gelöst wird, schließlich ist das unser dritter Besuch bei der lokalen Werkstatt hier. Man findet angeblich auch schnell die Lösung, ein Bauteil für die Klimaanlage war korrodiert und bedingt durch die Reparatur hat es wohl den Geist aufgegeben, Reparatur kostet wieder 200€.
Unser neuer Freund
Wir lassen auch das nochmal reparieren und beschließen, dass wir so oder so nach Apulien fahren, nur nicht mehr mit dem eigenen Auto, sondern wir nehmen einen Mietwagen. Avis stellt uns einen Citroen C4 Picasso zur Verfügung und damit werden wir jetzt unsere Reise in den Süden antreten. Unser Golf kriegt jetzt mal ein paar Wochen Ruhe und darf sich auf der Rückfahrt nach München bewähren, falls er rumzickt hilft uns der ADAC bestimmt.
Im November 2017 als wir in México gewesen sind, haben wir 26 Karten an Familie und Freunde geschickt, keine ist angekommen – bis vor zwei Tagen die ersten Rückmeldungen aus Italien, der Schweiz und Deutschland eintrudelten.
“Vielen Dank für die schöne Karte” war die erste und wir waren ein wenig irritiert, da wir auf unserer aktuellen Elternzeit-Reise gar keine Postkarten verschickt hatten. Nach und nach kamen mehr SMS oder WhatsApp Nachrichten rein:
– „ Guck mal, was gestern im Briefkasten lag ?“ – Liebes K1, Danke für deine Karte aus Yucatan. Wo steckst du denn wirklich? Ich denke, du weilst in Apulien. Dann noch schöne Ferientage. Es grüßt dich deine Oma – Hallo K1, heute kam deine Postkarte aus Mexiko an. Schon Wahnsinn, wie lange die bis zu uns gebraucht hat. Aber es ist ja auch ein weiter Weg. Super, dass du schon eine ganze Papaya alleine essen kannst. Ganz viele liebe Grüße auch an deine Schwester und deine Eltern dein Opa – Kurze Nachfrage: wo seid ihr gerade? ich dachte in Apulien? Heute gekommen… – Ihr seid in Mexiko??? Vielen Dank für die Postkarte!!! – Du wirst nicht glauben, was heute passiert ist. Wir haben das hier im Briefkasten gefunden. Krass, oder? Das nenne ich mal lange Zustellung! Herzlichen Dank für eure Postkarte aus Mexiko! ? – Danke liebes K1 für deine Karte aus Mexiko! Das ist doch schon soooooo lange her. Na die hat aber lange gebraucht 🙂
Mittlerweile sind 17 von 26 Karten eingetrudelt, lustige Geschichte
Cancún war bis in die frühen 1950er Jahre eine von der Zivilisation weitgehend unberührte Insel der Karibikküste mit einigen wenigen Fischerdörfern und präkolumbischen Ruinen der Maya. Die mexikanische Regierung entschloss sich 1969 gemeinsam mit internationalen Privatinvestoren, systematisch einen Urlaubsort als Gegenpol zum erfolgreichen Acapulco zu errichten, um den Tourismus auch im Südosten des Landes anzukurbeln. Scheint zu funktionieren, am 23 Kilometer langen Strand tummeln sich 6 Millionen Touristen im Jahr. Die meisten aus dem USA und Kanada.
Uns reichen schon die Fotos und wir machen einen Bogen drum. Eine Nacht sind wir hier, eigentlich eher ein Zwischenstopp, um entspannt tags drauf weiterzufliegen. Am Hafen und damit direkt am Meer haben wir uns ein Apartment gebucht, das größte auf der ganzen Reise, aber auch eher mexikanischer Standard. Wir sind nicht mehr so abenteuerlustig und daher machen wir nur einen kurzen Abstecher nach Downtown, schlendern durch die Straßen, u.a. vorbei am Parque de las Palapas.
Im La Habichuela genießen wir im süßen Garten Ceviche, frischen Fisch und Cocobichuela, gefüllte Kokosnuss mit Schrimps und Hummer in Curry Sauce. Dem letzten Abend in Mexiko entsprechend gut. Adios!
Zum Abschluss unserer Reise gönnen wir uns noch ein Juwel Mexikos, wir besuchen die Insel Holbox (Holbosch ausgesprochen) und bleiben hier vier Nächte. Blautürkises Meer, weißer Sand unter unseren Füßen und eine Geräuschkulisse die auf Vogelschnattern und dem Rauschen von Wellen und Wind beruht. Ja das geht – auf der karibischen Insel Isla Holbox kann man einfach mal die Seele baumeln zu lassen und die Augen schließen. Keine nervigen Autogeräusche gibt es hier, denn auf der Insel gelten als Fortbewegungsmittel die eigenen Füße, Fahrräder oder kleine Golfcarts in der Beach Version, die uns z.B. später vom Hafen ins Hotel bringen.
Wir nehmen die Fähre und sind innerhalb von 25 min vor Ort (140 Pesos). Die Insel liegt vor der Halbinsel Yucatán und ist knappe 42 km lang und nur 2 km breit. Der Name der Insel entstammt der Mayasprache und bedeutet soviel wie schwarzes Loch. Das kommt von dem dunklen Wasser rund um die Mangroven an der landseitigen Küste. Es gibt ein kleines Dorf mit bunten Gebäuden im karibischen Stil und nur sandige Strassen, vor unserer Ankunft muss es mal ordentlich geregnet haben, denn die Pfützen sind riesig.
Wir haben uns noch ein super Hotel direkt am Ende des Strand gebucht, die Villas Flamingos und werden nicht enttäuscht. Vor uns gibt es einen ellenlangen Strand aus weißer Farbe, nahezu kristallklares, türkisfarbenes Wasser soweit das Auge reicht und zig Palmen. Bei Ebbe geben Sandbänke ihre Schönheit preis und man kann Kilometer über dem Strand und die Sandbänke laufen. Vorbei an Möwen, Kormoranen und Pelikanen, die vereinzelt auf Holzpfählen in die Weite des Meeres starren, auf der Suche nach einem kleinen Snack zwischendurch, Rochen, die durchs flache Wasser tauchen und zum Schluss treffen wir dann ein rosa Flamingokolonie, die durch das Wasser stakst. Später müssen wir aufgrund der Flut auch durchs tiefere Wasser waten.
Wir spazieren mit unserem robusten Strand-Kinderbuggy am Strand Richtung Dorf, beobachten am Fischersteg den Sonnenuntergang am Meer und genießen frischen Hummer, während Principessa ihren späten Nachmittagsschlaf nachholt, für sie gibt es später Pizza.
Der Vollmond strahlt über dem Strand und es ist so hell, dass wir mit kleinem Wegbier gerne den Weg zurücknehmen. Waschbären lungern mit uns am Strand lang, Glühwürmchen flitzen durch die Luft. Das Spiel wiederholt sich die nächsten Tage, morgendlicher Spaziergang, diesmal Vormittagsschlaf bei Principessa und wir nutzen die Zeit für eine Massage am Strand, der Wind streichelt über die Haut und das Windspiel aus Muscheln klirrt im Wind. Abends wieder leckeres Dinner am Strand oder im Dorf.
Augen zu und Relax-Modus an. Wir machen es wie die Iguanas, faul in der Sonne hängen. Die Tage vergehen viel zu schnell, aber wir geniessen jede Minute.
Heute besuchen wir Chichén Itzá, eine der bedeutendsten Ruinenstätten auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán und daher zieht diese auch zweitmeisten Besucher bei den archäologischen Stätten in Mexiko an. Wir sind pünktlich um acht Uhr vor Ort und die erste Welle drängt sich mit uns in den Park, einerseits Touristen, aber auch sehr viele fliegende Händler, die ihre Stände aufbauen und wirklich jeden Weg mit ihren Waren säumen.
Ich hab selten sowas nerviges erlebt, gewohnt ist man ja, dass vor den archäologischen Stätten die Händler stehen, aber mitten drin? So gut wie alle Gebäude wurden für den öffentlichen Zugang gesperrt. Besucher sind nur auf den freien Flächen zugelassen. Schade.
Mit einer Fläche von 1547 Hektar ist Chichén Itzá einer der ausgedehntesten Fundorte in Yucatán. Das Zentrum wird von zahlreichen monumentalen Repräsentationsbauten mit religiös-politischem Hintergrund eingenommen, aus denen eine große, weitestgehend erhaltene Stufenpyramide herausragt. Im direkten Umkreis befinden sich weitere Ruinen.
Die Pyramide ist schon beeindruckend und zwei Seiten wurden restauriert, die anderen im Ursprung gelassen, das gefällt. Aber in Summe haben uns die Ausgrabungen nicht so umgehauen. Das war in Uxmal einfach schöner. Als wir um viertel nach zehn das Gelände wieder verlassen, kommen uns schon Busladungen entgegen und man mag sich gar nicht vorstellen, wenn die Massen auf die Händler treffen. Einfach sehr kommerziell.
Die Halbinsel Yucatan ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse, was zumindest den Erdboden betrifft. Nämlich voll von Cenoten, runde Kalksteinlöcher, die mit Süsswasser gefüllt sind und meist unterirdische Höhlen haben. Die Maya betrachteten sie als Eingänge zur Unterwelt und nutzten sie häufig als religiöse Opferstätten.
Jetzt sind sie eine herrliche Erfrischung, wenn die Temperaturen tagsüber die 30 Grad Marke erreichen. Auf unserer Reise haben wir einige besucht, die spannendsten waren wohl:
Los Ochos, Ik Kil oder Xkeken.
Schon cool, wenn sich mitten im Terrain ein kreisrundes Loch auftut, mit Lianen überwuchert und 17 Meter weiter unten man seine Kreise ziehen kann. Oder man in Tropfsteinhöhlen mit kleinen Öffnungen an der Decke seine Runde schwimmt, vorbei an Stalaktiten. Wenn dann durch das Loch am der Höhlendecke noch die Sonne scheint und kurz drauf sich ein Regenschauer ergießt, ist das schon ein spannendes Erlebnis.
Im Jahre 1543 gründete der Spanier Francisco de Montejo an einer Lagune in der Umgebung der heutigen Stadt die Stadt Valladolid, deren Name leitete sich von der damaligen Hauptstadt Spaniens Valladolid ab. Für uns ist die kleine Stadt zwei Tage Ausgangsbasis für unsere Touren.
Wir haben uns wieder mal auf einer alten Hacienda (Kaan) eingemietet und sind die einzigen Gäste. Ist schon ein kleines Schlösschen mit schöner Auffahrtsallee. Pferde laufen frei um her und es ist sehr ruhig.
Die kleine Stadt ist ebenfalls ganz entspannt, hat einen schönen Platz, eine nette große Kirche und ein Kloster bzw. Konvent.
Wir schlendern durch die Straßen und ich entdecke einen coolen Friseur und Barbierer, den ich gleich mal ausprobiere und ich werde nicht enttäuscht. Schon cool und preislich für das Gesamtpaket mit 15€ (330Pesos) super.