Europa, Italien
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Ein Sommer an der italienischen Adria

Ein bisher unveröffentlichter Text aus 2016: Einige Exemplare habe ich geschenkt bekommen und unzählige Male den Klassiker von Jan Weiler „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ gelesen. Vor kurzem dann das herrlich amüsante Buch „In der ersten Reihe sieht man Meer“ von Michael Kobr und Michael Klüpfel gehört. Über Italiener und Deutsche am Strand gibt es also schon herrlich amüsante Publikationen.

Nun liege ich also selber am Strand an der Adria, in Caorle, auf meinen grün-gelb gestreiften Liege unter dem weißen Schatten spendenden Sonnenschirm. Da wo ich ja nie sein wollte. Zeit für einen Faktencheck.

Kilometerweit stehen Strandliegen und Sonnenschirme in Reih und Glied, mal blau weiß, mal grün, mal orangegelb, mal rot. Der Strand ist aufgeteilt in kleine Parzellen, ca. 6 Quadratmeter stehen uns zu, für 2 Liegen und Schirm. Platz oder Anspruch für das Strandtuch dazwischen gibt es nicht, dafür sorgt schon Bademeister Banino Salvatore. Klein, untersetzt, 67 Jahre und stolz auf seine graue Haarpracht auf der Brust. Er sorgt hier im Abschnitt für Recht und Ordnung und weist die Plätze zu. Würde man nicht wissen, dass man in Italien ist, würde man auf die Schweiz oder Deutschland tippen. Auch bei den Preisen. In der ersten Reihe am Meer zahlt man 18,50€ pro Tag, in der letzten Reihe immer noch 14€ pro Tag.

Man lernt sich quasi im Liegen kennen. Schon einen Meter weiter links liegen meine italienischen Nachbarn aus Peruggia, mit den rechts von mir positionierten Deutschen hab ich noch keinen Kontakt aufgenommen. Hinter uns eine Familie mit 14 jähriger Tochter Chiara, die die Boxen Ihres Samsung Galaxy S5 gerne knarzen lässt mit den aktuellen Charts. Vor mir meine liebe Familie. Nebeneinander Liegen konnte Salvatore nicht anbieten, gut dann nehmen wir D8 und E8 hintereinander.

Um 12:30 leert sich der Strand rasch, man geht zum Pranzo, dem Mittagessen gefolgt von einer Mütze Schlaf. Nur die Deutschen haaren aus in der Zeit, wenn die Sonne im Zenit steht. All die Gummitiere wie Krokodile oder Hummer, die Jan Weiler in seinem Roman beschrieb, bleiben artig zurück, dösen im Schatten und bewachen die Plätze, ihr Einsatz wird erst am frühen Nachmittag von Nöten sein, wenn die Luftmatratzen zu Wasser gelassen werden.

Die Mittagspause nutzen auch die vielen internationalen Strandverkäufer aus Marokko, Kenia & Co für eine kurze Pause. Von Ketten, Schmuck und Handtücher über Haarverlängerung und Zöpfe oder Flugdrachen bis hin zur thailändischen Massage, es ist alles im Angebot. Nur kalte Getränke oder Eis sind nicht im Programm. Legal oder illegal, meist wohl geduldet. Es geht freundschaftlich zu, man grüßt sich und der Verkäufer versteht, wenn man was nicht will. Die gefälschten Handtaschen baut einer der Verkäufer in Seelenruhe neben mir auf, allerdings nicht ohne sich regelmäßig in alle Richtungen um zu schauen. Legal sieht anders aus, die Carabinieri bleiben aber außer Sichtweite.

Am lautesten ist der Coco Bello Mann, der sein Coco Bellllloooooooo schon von weitem lautstark ankündigt. Dabei ist er sehr erfolgreich, seine Kokosnuss Stücke und Obstspiesse finden reißenden Absatz.

Coco Bellllloooooooo

Kindheitserinnerungen werden wach, vor 25-30 Jahren war das schon der Held am Strand und ein Stück Kokosnuss war immer das Highlight des Tages. Sein Business floriert erstaunlich gut, vor allem, wenn man die unglaublichen Preise berücksichtigt, 2,50€ für ein kleines Stück Kokosnuss und 5 € für einen kleinen Fruchtspiess – bei einem Einkaufspreis von max. 50 Cent.

Meeresrauschen, ein leichter Wind, die Drachen knistern, Mittagszeit. Ruhe, die ab und an gestört wird, wenn Kampfflugzeuge mehrmals am Tag durch die Luft donnern, über den Strand aufs Wasser der Adria. Damals vor 25 Jahren in den Urlauben in Italien und Frankreich war das schon so, auch in Deutschland durchschnitten Tornados die Luft, aber gefühlt habe ich jahrelang keine Einsätze der Luftwaffe mehr erlebt. Hier gleich mehrere.

Die Hitze drückt, Zeit sich in die sandig braunen Fluten der Adria zu werfen und den kleinen Schwimmponton mit gehisster deutscher und europäischer Flagge zu umrunden. Das Wasser erfrischt, zurück zum Liegestuhl, die Augen fallen zu und ich träume von damals, als ich am Strand ohne Liege lag, viel anders war es nicht.

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