Paraguay, Südamerika
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Asunción

Ganze sieben Stunden habe ich Zeit die Hauptstadt Paraguays zu besuchen, reicht das aus um einen Eindruck der größten Stadt (ca. 500.000 Einwohner) des Landes zu bekommen? Vamos ver!

Um 10.35 Uhr hebt das Flugzeug der TAM Mercosul ab von Curitiba nach Asunción. Was ich nicht weiß, daß wir einen Zwischenstopp in Foz do Iguaçu einlegen werden. Also das dritte Mal hier. Aber auf der anderen Seite toll, ich sehe nochmal die Cataratas, das Wasserkraftwerk Itaipu und hab nen perfekten Blick von oben auf Foz do Iguaçu, die Cidade del Este und die stark frequentierte Brücke zwischen Brasilien und Paraguay.

Insgesamt sind wir auch nur 15 Minuten am Boden, bevor es weitergeht.Kurz vor zwölf landen wir dann in der Hauptstadt Paraguays. Asunción liegt gegenüber der Mündung des Río Pilcomayo in den Río Paraguay an der Grenze zu Argentinien auf einer wellenförmigen Uferterrasse und wurde am 15. August 1537 gegründet. Asunción zählt zu einer der ältesten Städte Südamerikas und hat ihren Namen von Nuestra Se?ora Santa María de la Asunción (Unsere Heilige Frau Maria der Himmelfahrt).

Die Stadt stand lange Zeit unter spanischer Kolonialherrschaft, wurde sogar während des Krieges der dreifachen Allianz (1865-1870) von Brasilien besetzt. Erstmal wird ein wenig Geld gewechselt, für einen Real bekomme ich 1920 Guaraní. Für 2.000 Guaraní nehme ich den Bus 30 ins Zentrum, einiges billiger als ein Taxi. Das Wetter ist grandios, über 35 Grad zeigt bei knallblauem Himmel das Thermometer an. Der Klapperbus kämpft sich langsam Richtung Zentrum vorwärts. Auf den ersten Blick bemerkt man, daß die Stadt sehr grün ist und viele Bäume und viele Grünflächen hat.

Die Stadt ist vor allem bekannt für ihre landestypische Kolonialarchitektur und vereint Stile verschiedener Epochen. Anfang des 19.Jh. wurde Asunción jedoch von Diktator Francia, der hinter jedem Haus und in jedem Garten eine Verschwörung vermutete, völlig umgestaltet und mit einem überschaubaren, schachbrettartigen Straßennetz versehen. Daher lassen sich heute nur einige Gebäude aus der Kolonialzeit finden, dafür gehört Asunción heute zu den Städten mit einem modern angelegten, rechtwinkligen Straßennetz.Während der Fahrt steigt ein vendedores ambulantes ein, seines Berufs Straßenverkäufer. Ein Typ mit großer Brille, leichtem Bart und einer schlaksigen Figur, der glatt probiert Taschenrechner von Sharp im Bundle mit einer herzlichen Kaugummiautomatuhr zu verkaufen indem er wild hektisch sein Produkt während der Fahrt vorstellt. Und er ist tatsächlich mehrmals erfolgreich, ich bin erstaunt.

Dann erlebe ich mal wieder die typische südamerikanische Kultur. Der Bus will an der Kreuzung abbiegen. Allerdings sieht es so aus, daß es zu eng werden könnte und der Busfahrer den parkenden Pickup streifen könnte. Hektisches Hupen und zehn Sekunden später dann der Selbstversuch. Geht natürlich schief und wir hinterlassen eine Riesenschramme am Pickup. Es wird zurückgesetzt und wieder wild gehupt, weitere zehn Sekunden später erscheint der Pickupfahrer und beide Unfallbeteiligten setzen laut hupend ihre Fahrt fort.

Mag gar nicht dran denken, wie es in Deutschland ausgegangen wäre(Polizei, Versicherung, etc.) Los geht die Altstadttour direkt im Zentrum am Plaza de los Héroes. Ein schöner Platz mit einem kuppelgekrönten Gebäude (Panteón de los Héroes). Auf der "Palma" gehts nach Nordwesten, vorbei an Strassenhändlern und einigen Geldwechslern.

In der 14 de Mayo steht die Casa Indepencia, hier wurde die Unabhängigkeit am 14./15. Mai 1811 verkündet. Am Plaza Independencia, einem lang gezogenen, bäumereichen Platz vor dem Ufer des Río Paraguay, liegen die Hauptpost, die Kathedrale, der Congreso National und der Regierungspalast Casa de Gobierno. Die Stadt strahlt eine wahnsinnige Schläfrigkeit aus, die einem anregt sofort sich auf einer Bank im Park niederzulassen und eine Siesta zu halten. Man hat nicht das Gefühl in einer Hauptstadt zu sein, kein Lärm, alles ist friedlich. Direkt auf dem Platz läuft ein herrenloses Pferd herum, einfach unglaublich. Ich gehe von Plaza Independencia nach links zum Regierungsgebäude der Legislative, ungefähr 50m gegenüber befinden sich die vivientas temporarias, wie die Elendsviertel in Paraguay genannt werden. Sie liegen hier direkt im Überschwemmungsgebiet des Río Paraguay. Ein krasser Gegensatz, auf der einen Seite der blitzblank geputzte Marmorbau und direkt gegenüber die Armenviertel.

Es ist mittlerweile so warm, daß die Polizisten die am weissen Präsidentenpalast Wache schieben, sich in den Schatten des Fahnenmastes stellen und mit der Sonne wandern, um Abkühlung zu bekommen. Ich setze meinen Weg über die Calle Colón fort, hier sollen wochentags alle Händler ihre Waren anbieten, heute ist hier gar nichts los. Zu Mittag gönne ich mir in der Lidobar ein Mittagessen, der Preis ist zwar ok, qualitativ können die Nudeln mit Hühnchenfleisch nicht überzeugen(23.000 G.).

Auf dem dritten grossen Platz von Asunción dem Plaza Uruguaya ist auch nix besonderes los, die meisten liegen faul und relaxend im Schatten der Bäume. Leider sind ja alle Geschäfte zu, auch ein Besuch des Riesenmarktes Mercado IV fällt leider flach, dort soll man alles bekommen, original oder Fake-Klamotten, technische Geräte oder Tiere. Ich mache also das, was alle Paraguayer machen, entweder Siesta machen, Fussball Brasilien-Paraguay gucken oder den botanischen Garten zu besuchen. Ich entscheide mich für den botanischen Garten.

Da ich im Reiseführer gelesen habe, daß das beste Bier in Paraguay Munich oder Bremen heißt, probiere ich das noch irgendwie aufzutreiben. Das Bier Munich ist schnell gefunden und gekauft, beim Bremen-Bier tue ich mich schwerer, es erscheint schwierig das Bier zu finden, jeder kennt es, aber keiner weiß, wo ich es erwerben kann. Das Thema wird erstmal verschoben, erstmal besuche ich den botanischen Garten.

Der Parkeintritt kostet 1000 G., ein Schnäppchen. Zuerst besuche ich das Naturmuseum, klein, nett, ein wenig baufällig. Alle Wärter sind beschäftigt dem Spiel im Radio zu lauschen, noch null-null. Im botanischen Garten dann nix gross mit Botanik, eher Fauna ist angesagt, Elefanten, Nilpferden und Löwen in viel zu kleinen Käfigen werden ausgestellt. Viele Familien sind unterwegs, viele liegen im Schatten der Bäume, trinken ihren Matetee und relaxen. Händler versuchen ihre Ketten, Getränke und Speisen an den Mann zu bringen. Alles in allem eine nette Atmosphäre.

Für weitere 1.500 G. kann man sich den advanced Zoo angucken. Viele Papageien, Pfaue, Quatis, Jaguare, Pumas, etc. sind zu sehen. Aber auch hier zu kleine Käfige wie ich meine. Außerdem sind die Tiere rallig wie nie. Kaum 1,50m entfernt von mir vollzieht ein Löwe den Geschlechtsakt, poppende Schildkröten oder schwule Bergziegenböcke, die es zu dritt miteinander treiben. Schon kurios.

Bevor es zurück zum Aeropuerto geht, mach ich bei der Bushaltestelle noch einen Abstecher in eine Bar. Vor einem Minifernseher haben die Paraguayer Männer sich versammelt und schauen in der Sonne das Spiel. Kaum hab ich Platz genommen, werd ich schon auf eine Rotwein-Orangensaft-Bowle eingeladen und sofort zum "Amigo" erklärt. Das Gespräch gestaltet sich allerdings schwierig. Sie sprechen Guaraní, neben Spanisch die offizielle zweite Landessprache. Es ist aber eine Sprache, die ich nicht ansatzweise verstehe. Meine Versuche mit Papier und Stift weiterzukommen schlagen auch fehl, da sie wohl Analphabeten sind. Aber egal, spätestens als ich die Namen Roque Santa Cruz und Nelson Valdez fallen lassen, sind wir uns alle einig, wir sind Amigos.

Zurück gehts mit dem Bus 44 ins Zentrum, von dort mit dem Taxi zum Flughafen. Mein Taxista hält extra noch zweimal, damit ich das Bier Bremen kaufen kann, aber wir kriegen dann im Biershop raus, daß es das Bier seit zwei Jahren nicht mehr gibt. Ich konnte aber ein Bild von nem Kronkorken finden.

Pünktlich angekommen beim Flughafen, zwanzig nach sechs bin ich da, 18.30 Uhr sollte Boarding sein. Mit meiner in Curitiba ausgestellten Boardingkarte will ich boarden, soll aber noch schön ne Flughafengebühr abdrücken. Da ich definitiv weiß, daß ich diese schon beim Kauf bezahlt habe, probier ich denen klar zu machen, daß ich nicht zahlen muß. Schon schwierig, wenn die Leute nicht portugiesisch oder englisch sprechen und ich so wenig spanisch. Rettung in der Not, plötzlich kommt eine TAM-Mitarbeiterin vorbei, der ich alles erkläre und die mich nach einer bestimmten schriftlichen Bestätigung fragt, die ich mir hätte ausstellen lassen müssen. Hatte mir aber keiner gesagt, auch nicht die TAM-Trulla, die ich gefragt hatte, ob ich den Flughafen verlassen kann.

Jedenfalls war die TAM-Maus sehr hilfsbereit und hat mich durch alle Kontrollen geschleust und ich kam grad noch rechtzeitig, um einen kleinen Drink in der Wartezone der TAM-Lounge abzugreifen und mich mit Nüsschen zu versorgen, um dann als letzter zu boarden. Fazit: Hat man sieben Stunden in Asunción sollte man die nutzen, die reichen locker aus. Hätten die Geschäfte offen gehabt, wäre es ein idealer Stopp zum Shoppen gewesen. Ich weiß allerdings nicht, was man noch alles in der Stadt hätte machen sollen…

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