Chile, Südamerika
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Volcan Villarrica

Tag 28 – Die Kroenung kommt wie immer zum Schluß, als Schlußhighlight hab ich mir die Besteigung des Vulkanes Villarrica vorgenommen, schon von weiten thront der schneebedeckte Vulkankegel majestaetisch ueber dem Ort Pucón.

Gestern abend haben wir schon unsere Ausruestung getestet bei unserer Expeditionsagentur in der Av. O`Higgens. Hier wird auf alles geachtet, keiner soll mit einer mangelnden Ausruestung den Vulkan erklimmen, also bekommen wir von Bergsteigerstiefel, ueber Steigeisen, Goretex-Jacken und Hosen zu Handschuhen alles gestellt. Damit fuehlt man sich gut aufgehoben, die 2.840m erklettern zu koennen.

Hat der Vulkan eine Mütze – gibt es eine Pfütze, hat er einen Hut – bleibt das Wetter gut.
so sagt eine (Deutsch)-Chilenische Wetterregel, heute morgen (Treffpunkt war um 7.00 Uhr) ist der Himmel zwar schon teilweise blau, trotzdem gibt es noch viele Wolken am Himmel und die Krone des Villarricas kann man dank der vielen Wolken nicht entdecken. Ich koennte jetzt jedenfalls keine Wetterprognose abgeben.

Unser Guide ist zwar guter Hoffnung, laesst uns aber die Wahl, ob wir aufsteigen wollen oder nicht? Alle sind einverstanden und so bringt uns ein kleiner Minivan ueber geschotterte Sepentinen langsam zum Refugio. Hier startet ein kleines Skigebiet, wo man im Winter bestimmt traumhaft Skifahren kann, am Hang des Vulkanes. Da einer der Sessellifte noch in Betrieb ist, duerfen wir ein paar Hoehenmeter gutmachen und sparen nachher ca. eine Stunde. Bevor es dann Richtung losgeht, erklaeren uns die Guides die Handhabung des Pickels, und wie wir uns jetzt auf dem Eis zu verhalten hätten.

Kurz nach der Bergstation beginnt dann die Schneegrenze, wir laufen alle im Gänzemarsch hinter unserem Expeditionsleiter hinterher, schon nach wenigen Metern trennt sich die Spreu vom Weizen, aber wir haben mehrere Guides, so dass keiner alleine zurueckbleiben muss. Ehrlich gesagt, ich bin erstaunlich fit und kann das Tempo vorne sehr gut halten. In kleinen Schritten im Zickzackkurs geht es nach oben entlang auf dem leicht sulzigen Schnee. Mit der Spitze der Axt am Hang eintauchend, dann mit der Stiefelspitze zuerst in den Schnee, dann halt suchend und dann fest auftretend geht es voran.

Das Ziel: der Villarrica (aufgenommen am Vortag)Auf dem Weg nach oben: Strucki und Nutan

Die Guides sind aufmerksam, sobald man den Eispickel auf der falschen Seite falsch einsetzt, schalt ein Hinweis durch die Luft. Oder sobald einer aus unser Reihe ausbricht, schallt es „Una Lina, una Lina“. Anfangs dachte ich, wir waeren viel zu warm angezogen, aber der Wind blaest kalt auf uns herab, teilweise in kleinen Boeen, die einem ein wenig aus dem Gleichgewicht bringen.

Ich setze meine Muetze auf und leider auch den Helm ein wenig schraeg, das merke ich aber erst spaeter auf den Photos. Nach ueber 1,5 Stunden dann endlich mal eine Pause, Trinken, Muesliriegel und Banane essen, Kraft tanken und die Aussicht geniessen. Die Wolken, die heute morgen den Vulkan noch einhuellten sind komplett verschwunden und wir koennen bei blauem Himmel aufsteigen.

Es wird steiler, wir haben die Steigeisen angezogen, der Schnee ist eisiger, wir sind mittlerweile auf dem Gletscher, Stunden vergehen, ich setze ein Fuß vor den anderen, schaue nur stur auf die Fußstapfen meines Vordermannes, ohne meinen Blick nach links oder rechts schweifen zu lassen. Bei jeder Richtungsaenderung des Zickzackkurses muss die Eisaxt gewechselt werden, damit man im Falle eines Abrutschens umgehend reagieren kann und schnell waehrend des Rutschens mit der Axt wieder Halt findet.

Die BergsteigerKurz vor dem finalen Stueck zum Krater

Wir machen ein zweites Mal Pause, Kraefte sammeln, bis zum Gipfel sind es noch dreissig Minuten. Der Wind wird heftiger und fegt jetzt mit eisiger Kälte über den Schnee, ein letzter Check, ob alle Reissverschluesse dicht sind. Die Handschuhe hab ich schon laengst an, andernfalls wuerden mir die Finger abfrieren.

Dann endlich erreichen wir den Kraterrand und schon brennt der beissende Schwefelgeruch in der Nase und den Bronchen. Langsam atmen, die Hand vor dem Mund halten, man braucht ein wenig Zeit sich daran zu gewoehnen. Wir sind oben, das Gluecksgefuehl stellt sich erst langsam ein, zu vernebelt sind die Sinne vom Schwefel. Normalerweise ist über dem Vulkan ständig eine Rauchwolke und im Krater glühende Lava zu sehen. Dieses Spektakel wollte ich mir eigentlich auch anschauen, aber schon seit Wochen ist es merkwürdig ruhig um den Gipfel. Schade.

Aus dem Krater dampft es dafuer trotzdem ein wenig, man sieht die aufsteigenden Schwefelschwaden und die Schwefelablagerungen im Schlund. Wir lassen unsere Rucksaecke am Rand liegen und wollen innerhalb des aeusseren Kraterrandes auf die andere Seite laufen. Der warme Schwefelgeruch beisst ueberall, die Augen traenen, ein paar kehren um. Ich auch? Nein, ich will die andere Seite sehen und nur 45 Sekunden spaeter, als wir aus dem Kessel den Kraterrand erreichen, weht der Wind wieder kalt und heftig und man kann tief durchatmen, gleichzeitig muss man aber draufachten nicht vom Rand geweht zu werden.

Der Blick vom Gipfel ist uebrigens phantastisch, vor allem weil wir beim Wetter so viel Glueck haben. Im Norden erhebt sich mächtig Volcan Lanin, im Süden Volcan Osorno. Dazwischen kann man schoen Pucón, den Lago Villarrica, den gleichnamigen Ort und die anderen Seen erkennen.

Der KraterkegelGanz oben

Zurueck bei den Rucksaecken machen wir uns fertig, ich ziehe meine noch nicht benutzte Goretexhose ueber meine Trekkinghose und darueber noch einen Slide-Einsatz, der verhindern soll, dass man so nass und kalt wird. Der Abstieg wird dann auch noch mal ein riesiger Spaß, warum? Den Großteil des Gletschers koennen wir rutschend auf dem Hosenboden zu Tal bewätigen.

Dadurch dass der Vulkan haeufig bestiegen wird, hat sich von vielen Vorgängern ausgehobelte Rutschbahnen aehnlich wie natuerliche Bobbahnen gebildet, in denen man in guter Geschwindigkeit dem Tal sicher entgegen rast. Aber immer mit dem Eispickel in der Hand als Bremse. Kein Wunder, dass der Abstieg dann um einiges schneller vonstatten geht wie der Aufstieg. Allerdings bin trotz der Schutzkleidung bis zum Po klitschnass.

Die letzten Meter, wo wir nicht mehr rutschen koennen, steigen wir ueber die Vulkanasche ab zum Refugio. Aus der anfangs halbwegs geordneten Linie ist nun beim Abstieg ein verstreuter Haufen geworden. Erschoept und gluecklich haben wir den Vulkan erklommen.

Got it, we are on the topDer Abstieg - Runterslidend

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