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Yes, we can

Alles hat ein Ende
Heute steht die letzte Etappe auf dem Programm. Wir packen nochmal den Rucksack, pruefen das letzte Mal die Luft in den Reifen und schwingen uns auf den Sattel. Sind wir mal ehrlich, die vorherigen vier Etappen stecken uns schon in den Beinen, die taegliche sportliche Belastung sind wir einfach nicht in dem Ausmass gewoehnt.

Erstaunlicherweise laeuft es aber immer nach den ersten Metern wieder rund und die Beine spulen rythmisch ihr Programm ab. Von Schmerzen aber keine Spur.Unser alter Bekannter gesellt sich gleich am fruehen Morgen zu uns. Erstaunlich wie schnell er uns immer wieder findet. Sympathisch finden wir eigentlich nur seinen Bruder, den haben wir auf der Route noch nicht getroffen. So begleitet der Gegenwind uns viele Kilometer. Je weiter wir gen Sueden rollen, um so waermer wird es. Landschaftlich veraendert sich die Vegetation, hatten wir gestern ueberwiegend Apfelplantagen am Wegesrand und den Bergen, weichen diese den Weinreben mit dunkelroten, prallen Fruechten, die nur daraufwarten endlich geerntet zu werden.Es geht nochmal laenger in die Berge, also die letzten Kraefte mobilisieren. Vorher staerken wir uns an einer Bike-Tankstelle. Das Koffein des Espressos macht muede Geister nochmal wach. Weiter geht’s. Vor dem Pass wird der letzte Riegel von Powerbar und das letzte Gel aufgebraucht.

Bis jetzt hat unser Material bis auf die eine Kette erfolgreich gehalten und unsere Pannenstatistik liegt bei eins. Am Morgen haben wir Chiemseer kennengelernt, vollausgeruestet mit GPS und all dem Schnickschnack, die nun verzweifelt am Wegesrand stehen. Sie haben kein Flickzeug und Schlauch mehr und die Italiner halten Siesta. Wir helfen gerne und Bernd verschenkt seinen Schlauch, aus spendablen, nicht Gewichtsgruenden. Hightech hilft nicht, wenn die Basics fehlen, haben wir ja auch schon gelernt.Angespornt irgendwann hinter den Bergen den Gardasee zu erblicken, schieben wir uns weiter voran. Auf dem Pass, dann die Gewissheit, wir sind heute am hoechsten Punkt, jetzt rollen wir nur noch runter und gleich, ja gleich wird der See ins Blickfeld kommen. So war der Plan, aber irgendwie ging es dann doch nochmal rauf. Puhh.

Bei der naechsten Abfahrt sticht uns dann endlich das unendliche Blau des Lago die Garda in die Augen. Wir sind da. Wir lassen den Raedern freien Lauf und rollen nach einer langen Abfahrt bis ans Wasser von Torbole.Wir haben es geschafft und sind super gluecklich. Unseren Alpencross von Muenchen zum Gardasee haben wir in viereinhalb Tagen mit ueber 500 Kilometern absolviert und unzaehlige Hoehenmeter lagen dazwischen. Wir haben gestoehnt, geschwitzt, gelacht, den richtigen Weg gesucht, die Landschaft genossen, vier Laender besucht, tolle Abfahrten genossen, verzweifelt den Kettenbruch betrachtet, einen Fahrradladen in Österreich gesucht, 5-6 Liter Wasser am Tag getrunken, anfangs probiert alkoholfrei zu bleiben, gut gegessen (aber nie Pasta), entgegenkommende Rueckenwindfahrer verflucht, Ruediger kennengelernt, hilfsbereite Biker getroffen, uns die Haut verbrannt, die Gesaesscreme angefangen zu lieben, sonst auf Doping verzichtet, unsere Etappenplaene zwischendurch mehrmals geaendert, mit den Wein- und Apfelerntehelfern tauschen wollen, sonst gutes, vor allem stabiles Wetter gehabt und viele unvergessliche Erinnerungen gesammelt.