Europa, Island
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Jónsmessuganga

Gestern war also Mittsommer: der laengste Tag des Jahres und die Sonne sollte fast gar nicht mehr untergehen. Sowas muss man natuerlich gebuehrend feiern. Zusammen mit meinem Zimmernachbar Carsten aus Canada fahre ich in das 45min entfernte Grindavik mit seinen 2.500 Einwohner. Dort startet dann eine Wandertour auf den Berg Thorbjorn.

Die Islaender pilgern traditionell an Mittsommer auf diesen Berg und singen oben am Lagerfeuer ihre einheimischen Lieder. Wir sind also dies Jahr mit dabei, sind allerdings nicht daraufvorbereitet, dass Wanderschuhe keine schlechte Alternative gewesen waeren. Mit unseren Sneakers sehen wir gegen die bestens & sogar mit Stickies ausgeruesteten Einheimischen ziemlich alt aus. Aber es geht ueber das Vulkangestein trotzdem gut voran. Die Organisation ist bestens. Die Bergwacht faehrt voraus und nach hinten sichert ein Quad ab, dass auch wirklich alle mithochkommen.

Vegetation ist auf Island ja immer etwas spaerlich. Um so schoener, dass bei unserem Aufstieg huebsche blaue Blumen den Weg sauemen. Das Highlight soll aber Ingo sein, angekuendigt als Iceland’s most prominent entertainer wird er die Mitgewanderten auf seiner Gitarre begleiten.

Und wirklich die Stimmung ist super, die am Horizont stehende Sonne, der Ausblick ueber die Ebene, das Lagerfeuer, ein Vikingbier und freudig mitsingende Islaender ergeben eine wirklich schoene Atmosphaere. Relativ abrupt beendet Ingo dann sein Konzert, alle Islaender stehen auf und rennen den Berg auf der anderen Seite herunter, die Touris sind von soviel Spontanitaet erstmal ueberascht. Die ganze Szenerie hat etwas von Lemmingen, die hals ueber Kopf einen Berg hinunterstuerzen.

Wir folgen schliesslich als Schlusslicht und lernen unterwegs 4 Polen und eine Islaenderin kennen, die auf Island Baumprojekte planen. Ehrlich gesagt, koennten ein paar Baueme der Insel ganz gut tun. Ein gern erzaehlter Witz ist hier uebrigens: Was machst Du, wenn Du auf Island aus einem Wald herausfinden moechtest? Aufstehen und weitergehen! Jedenfalls laden die wirklich netten Polen uns auf einen Kraeuterschnaps ein, somit ist der Abstieg nicht so beschwerlich. Ueber Lavafelder und vorbei an dampfenden Seen erreichen wir nach einer Stunde schliesslich die blaue Lagune. Das natuerliche Thermalbad hat heute auch nachts geoeffnet, also ab in den milchig-blauen Heilsee, der in wuester schwarzer Lavalandschaft eine ausserirdische Kulisse darstellt. Dank des 38 Grad warmen Wassers dampft es ueberall kontinuierlich.

Die Besucher schmieren sich feinen blauweissem Kieselerdeschlamm ins Gesicht und sehen aus wie Aliens. Fuer die Mittsommerbesucher gibt es heute einen free Welcomecocktail aus Sekt, Sprite & was nahe liegt Blue Curacao. Lecker! Irgendwie schaffen wir es die Nacht ueber mehrere von diesen Welcomedrinks zu bekommen. Endlich mal etwas, was guenstig oder gar gratis in Island zu haben ist.

Ingo ist auch wieder mit am Start und spielt fuer uns seine Songs, wir relaxen, trinken ein Bier und geniessen diese wunderbare Atmosphaere. Unter unserem Beifall spielt Ingo zum Abschied seinen Top 1 Hit in Island: „Bahama“. Alle Islaender singen laut mit, auch wir sind rasch textsicher: „Ohhh Bahama, hey, ohhh Bahama hey, ohhh Baaahhhaaaammaaa“…

Spaeter erfahren wir, dass Ingo deshalb so beruehmt hier ist, weil er bei Island sucht den Superstar (Popidol) mitgemacht hat, leider aber schnell rausgeflogen ist. Man stelle sich das mal vor: DSDS in einem Land mit weniger als 350.000 Einwohnern. Naja, aber er ist wenigstens Iceland’s most prominent entertainer. Hey, ich war an Mittsommer auf einem seiner Konzerte in der blauen Lagune, sensationell, oder?

Ohhh Bahama, hey!

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