Mein Minga zu verlassen fiel mir wirklich schwer, meinen Block noch umso mehr. Von Schwabing über Bogenhausen hatte es mich vor vielen Jahren in die Isar-Vorstadt verschlagen. Einen Steinwurf zur Theresienwiese, mit all seinen Vor- und Nachteilen.
Die Nähe zum Oktoberfest oder Tollwood mit seinen kurzen Wegen nach Hause war natürlich super. Kein langes nach Hause fahren mit dem ÖPNV. Gerne füllte ich auch freie Plätze im Festzelt auf, nach Anruf der Freunde saß ich schon in Kürze auf der Bank. Aber natürlich hatte auch alles seine Nachteile: Betrunkene, die in den Hauseingang urinieren oder wie wankende Zombies in den U-Bahn-Schacht fallen, wenn man von der Arbeit nach Hause kommt. Oder umgekehrt, schon betrunken sind, wenn man zur Arbeit fährt. Aus aller Welt, egal ob Südafrika oder Neuseeland kamen Freunde zu Besuch, die die tolle Lage nicht missen wollten. Da ging es in der kleinen Wohnung dann schon sehr, sehr eng zu.
Die Nachbarn waren klasse, manche, vor allem die Älteren, grüßten und freuten sich, wenn man sich traf. Manche Nachbarn nervten durch ihre Lautstärke, blieben aber nicht lange und zogen schnell wieder aus. Das Treppenhaus sollte in den acht Jahren jährlich renoviert werden, aber außer Ankündigungen passierte bis zu meinem Auszug nix.
Neben der Theresienwiese war ich bestens angebunden, die U-Bahn in 2min zu erreichen, die Postfiliale ebenso. Während die U-Bahn durch lange Öffnungszeiten bestach, wurde die Post pünktlich um 18 Uhr geschlossen. Gleich nebenan dann das leckere Sinans, mit Miko, dem Kellner unseres Vertrauens. Pizza in Größe von Wagenrädern gehören zur Spezialität des Sinans. Nebenan dann das Hans im Glück, Burger mal anders. Mittlerweile ja überall, daher leider nicht mehr so spannend wie beim Anfang.
Die besten Krapfen der Stadt holte ich beim Högl, gerade zur Faschingszeit eine Riesenauswahl.
Die Flecken, die die kalorienreichen Füllungen der Krapfen hinterlassen, dann gleich von der nahen Reinigung behandeln lassen. Im Büroladen neben dem legendären Lindwurmstüberl probiert man sein Lottoglück oder kauft Grußkarten für Geburtstage, Hochzeiten oder Geburten ein. Im Lindwurmstüberl gibt’s die besten Hendl oder bayrische Spezialitäten. Die Plätze mit den Fenstern zur Strasse waren immer heiß begehrt.
Überquert man die Kreuzung, läßt den Obsthändler mit seinem mobilen Stand links liegen und passiert die Blumenfrau aus dem ehemaligen Jugoslawien, wo man sich immer fragt, wer diese überteuerten und alten Blumen kauft, kommt man zur Hofpfisterei. Vor allem samstags heißt es Zeit mitbringen, die Schlange geht bis vor dem Laden, trotz der schnellen Bedienung der kräftigen Dame, die lustigerweise gar kein Brot mag, wie sie mir einst anvertraute.
Meinen Block kenne ich bestens, das Verlassen fällt schwer, gerne komme ich zurück. Vieles verändert sich, manches bleibt gleich. Auch ich veränder mich, daher muß ich den Block verlassen, ich komme aber zurück…
Picture by JaBB