Asien, Kambodscha
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Floating Forest & Village

Wir sind mittags in Siam Reap angekommen, wurden sehr freundlich im Kool Hotel empfangen und haben ein sehr schoenes Zimmer bezogen. Die Besichtigung der Tempel von Angkor wollen wir erst morgen starten und heute noch einen Ausflug zum Tonle Sap See machen. Wir engagieren Pak, einen Tuk Tuk Fahrer, der uns die naechsten drei Tage durch die Gegend kutschieren wird.

Ueberall bietet sich hier einem das gleiche Bild: lange Strassen, an denen die Menschen vor ihren einfachen Behausungen irgendwelche Waren, meist landwirtschaftliche Produkte oder in Wasserflaschen abgefuelltes Benzin feilbieten. Aber eigentlich bieten sie alle das Gleiche an, wir fragen uns, wovon die Menschen leben… und wie sich das jemals aendern soll. 

Die Fahrt fuehrt uns an den Tonle Sap, den mit 2.500 km2 groessten Suesswassersee Kambodschas. Wenn sich aber zum Schmelzwasser aus dem Himalaya die Niederschlaege des Monsun gesellen, schwillt diese Flaeche auf das Vierfache an und der Tonle Sap wird zum groessten Suesswassersee Suedostasiens. An seinen Ufern haben sich Menschen angesiedelt und leben auf schwimmenden Haeusern in regelrechten Staedten zusammen. Insbesonders von den Kambodschanern gehasste Vietnamesen haben sich hier angesiedelt, da es hier mehr Fisch als in der Heimat gibt.

In Kambodscha stehen fast alle Haueser ausserhalb der Staedte auf Stelzen, auf dem Weg zum See werden die immer hoeher, ca. 4-5m hoch und die Strasse befindet sich auf einem Damm. Das liegt an den unglaublichen Wasserstandsschwankungen des Tonle Sap. Aufgrund der Schwankungen des Wassers im Mekong Fluss, der mit dem Tonle Sap verbunden ist, trocknet der See in den heißen Monaten (September-Mai) weitestgehend aus. Dann ist auch der Flussarm, auf dem wir zur Stadt rausgefahren sind, komplett verschwunden. In der Regenzeit ab Juni vergrößert sich der See auf eine Fläche, die große Teile Kambodschas umfasst. Im Trockenzeitraum hingegen blickt man über eine endlose flache Landschaft mit Bäumen und Reisfeldern. In der Regenzeit steht diese Fläche komplett unter Wasser.

Wir erreichen einen kleinen Flussarm, wo viele Boote auf uns warten. Ein Boot zu chartern ist eigentlich einfach, wenn man bereit ist, dafuer viel Geld auszugeben. Wir fuehlen uns gleich ueber den Tisch gezogen und konnten nach zaehen Verhandlungen den Preis fuer das Boot und den halben Tag auf 35USD druecken, was trotzdem noch ein extremer Preis fuer die hiesingen Verhaeltnisse ist. Dafuer begleitet uns der Dorfsheriff persoenlich.

Der kleine Flussarm wird breiter und man sieht die ueberschwemmten Felder, dazwischen Buesche und Baeume, die aus dem Wasser luken. Die Einwohner nutzen die Pflanzen, da sich darunter Fische und Schlangen verstecken und haben im Abstand von 50cm ueberall Angelschnuere mit kleinen auf den Feldern gefangenen Froeschen gehaengt. Das lockt die Fische an und ab und zu sieht man wie sich Fisch und Wasserschlange festgebissen haben.

Wir erreichen das Floating Village. Es wird von Fischern bevölkert, die in schwimmenden oder auf hohen Stelzen stehenden Hütten wohnen und vom Fischfang, aber auch der Fischzucht leben. So befindet sich unter den meisten Häusern im Wasser ein Käfig, in dem hunderte oder sogar tausende von Fischen gezüchtet werden, bis sie groß genug für den Verkauf sind.

Aber auch vieles andere haben die Bewohner mit aufs Wasser genommen: in schwimmenden Käfigen züchten die Bewohner Hühner oder sogar Schweine! Ganze schwimmende Kräutergärten koennen wir entdecken. Auch die Infrastruktur ist einigermaßen gut: ein Shop, eine Schule und ein Tempel. Die Einwohner paddeln mit kleinen Booten von Haus zu Haus, manchmal verbunden von kleinen Bruecken. Kleine Kinder winken uns zu, plantschen gluecklich im Wasser, Muetter waschen die Waesche und die Vaeter reparieren die Fangnetze. Erinnert uns alles stark an den Film Waterworld.

Wir steigen um auf ein Kanu und paddeln durch den Floating Forest, die Baeume stehen tief im Wasser und wir weichen den Aesten und Lianen aus, um nicht in Wasser zu fallen. So stellt man sich ueberflutete Waldgebiete vor, nur ist das hier normal. Wir erreichen schliesslich den Tonle Sap, ein riesiges Binnenmeer mit keinem Ufer am Horizont. Wir uebernehmen das Steuer und drehen ein paar Runden in der Abendsonne.

Zurueck an Land fahren wir mit dem TukTuk durch die Dunkelheit, die Strassen sind nicht beleuchtet, nur der Scheinwerfer unseres Fahrzeuges bietet Licht. Es kommen uns Kinder auf Fahrraedern entgehen, Mopeds ohne Licht, Kuehe und Hunde, die auf den Strassen weilen, dann zwischendurch ein kleines Dorf, wo die Einwohner wieder ihre Waren anbieten und das Abendessen vorbereiten. Im kalten Licht der Energiesparlampen schwirren Muecken und Falter und die Landschaft rauscht an uns vorbei.

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