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Dem Wind entgegen

Dem Wind entgegen, die Hitze in der Kluft, auch durch Regen, immerzu, immerzu, ohne Rast und Ruh.

Unsere gestern erkundete Wettervorhersage verhiess nichts gutes. Kaelteeinbruch, Wind und Regen. Daher hatten wir ja unsere gestrige Etappe(95km) schon verlaengert und gleich die Vorboten abends beim Essen durch kurze Regenschauer erlebt. Heute morgen stehen wir noch frueher auf, damit wir unsere Route ggf. nochmal abaendern koennen. In der Frueh ist es zwar kalt und die Wolken haengen tief in den Bergen, aber es scheint, dass die Sonne sich durchsetzen kann.

Nach einem faden Fruehstueck, ziehen wir unsere Arm- und Beinlinge an (Dank an Steffi fuer das praktische letztjaehrige Geburtstagsgeschenk) und starten unsere heutige Tour. Der Tau liegt noch auf den Wiesn, der Nebel und die tiefhaengenden Wolken loesen sich langsam auf und die Sonne steigert kontinuierlich ihre Kraft. Wir sind ein wenig ueberascht, dass wir wohl weit und breit die einzigen Sportler sind, die Tage vorher haben wir schon mal den einen oder anderen gesehen, heute morgen aber sind wir alleine.

Ziel ist erstmal Pfunds, der kleine Ort liegt an der Grenze zur Schweiz und hier sehen wir auch warum wir alleine sind. Man kann mit dem Postbus und einem Anhaenger fuer insgesamt 30 Fahrraeder den naechsten Pass ueberqueren. Als der Bus uns ueberholt ist dieser proppevoll und alle Plaetze belegt. Wir laecheln nur, treten fester in die Pedale und passieren die Grenze zur Schweiz – mit dem Mountainbike. Geplant war es ja nicht die EU Aussengrenze zu ueberqueren, aber was sagen die Muschelschubser doch „wat mut dat mut“.

Langsam kaempfen wir uns den Pass empor, kommen trotz stehender Hitze gut voran und stellen dann mit Erschrecken fest, dass wir all die Hoehenmeter wieder bis auf das Ausgangsniveau herunter muessen. Nur, ja nur um wieder die Grenze zu Österreich zu ueberqueren. Freude!

Jetzt geht’s erst richtig los, der Reschenpass wartet auf uns. Vor genau 10 Jahren bin ich mal mit Freunden ueber den Pass gefahren. Tello’s Tourbus brachte uns damals darueber und ich kann mich erinnern, dass ich der einzige war, der partout den Gotthard-Tunnel bevorzugte, aber 3-1 Stimmen waren gegen mich. Heute also nehmen wir das Projekt mit dem Fahrrad in Angriff. Die ersten Meter laufen gut, kleiner Gang und nach dem Motto in der Ruhe liegt die Kraft. Wir beide kommen gut voran und machen nur ein Paeuschen, um ein Foto zu schiessen. Oben angekommen freuen wir uns ueber eine kurze intensive Abfahrt und machen eine laengere Pause in Nauders.

Eigentlich war dieser Ort ja unser Etappenziel, aber die gestrigen zusaetzlichen Kilometer lassen die heutige Etappe kurz erscheinen und wir fuehlen uns fit: Fit4More. Die letzten 10km bis zum hoechsten Punkt am Reschen lassen uns zweifeln an der Entscheidung. Wir haben einen kraeftigen Gegenwind. Der Foehn, der in Bayern dem einem Kopfschmerzen, dem anderen schoenes Wetter bringt, hat hier genau seinen Weg gefunden, die Alpen zu ueberqueren. Entgegenkommende bergauffahrende Radfahrer scheinen fast muehelos voranzukommen, waehrend wir fast auf der Stelle treten. Kraeftezehrend! Am Reschensee rieseln dann die ersten Tropfen, aber wir probieren ihnen zu entfliehen. Mit Erfolg!

In St. Valentin kommt dann die Wende, fuer eine kurze Zeit, auf nun italienischer Seite drehen sich die Speichen im Akkord. Die Fahrradwege sind phaenomenal ausgebaut. Es wird zunehmends waermer. Wir passieren viele Apfelplantagen und werden von den Sprinkleranlagen ordentlich nass. Die Italiener nehmen das nicht so genau, da wird auch der Fahrradweg gewaessert.

Wir erreichen die Etsch und lassen dann leider Glurns, die kleinste Stadt Suedtirols, links liegen, obwohl wir hier gerne einen Stop gemacht haetten. Aber wir wollen weiter. Ohne Rast und ohne Ruh. Nach 10km stellen wir dann fest, dass wir das erste Mal Flussabwaerts fahren. Langsam schwinden nun die Kraefte, die Paesse und der Gegenwind haben uns zugesetzt. Unser geplantes Ziel streichen wir und stoppen in Laas. 95km reichen doch auch.

Nach einer heissen Dusche sind wir froh ueber diese Entscheidung. Auf dem Marktplatz geniessen wir unser Abendessen. Auf Anregung von Sander sollen wir jetzt mal einen alkoholfreien Spritz verkoestigen und nicht mehr vom antialkoholischen Bier schreiben. Gesagt getan!

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